Die Deutschen haben ein Problem. Sie bekommen nicht
nur weniger Kinder als ihre europäischen Nachbarn, sondern auch
weniger, als sie sich selber wünschen. Das Problem hat viele
Ursachen. Ein paar tausend Krippenplätze mehr und dann ist alles
paletti? Schön wär–s. Kinder kann man sich nicht backen – und bevor
aus einer Frau und einem Mann ein Elternpaar wird, müssen viele
Fragen beantwortet sein. Die Deutschen sind kein Volk ohne
Kinderwunsch. In Umfragen geben neun von zehn jungen Leuten an, dass
sie sich Kinder wünschen. Und zwar am liebsten zwei. Bei den über
30-Jährigen sieht die Lage schon anders aus: Hier hat sich bereits
jeder Fünfte gegen Kinder entschieden. Und schaut man bei den über
40-Jährigen, was aus dem einstigen Kinderwunsch geworden ist, so
zeigt sich: Rund die Hälfte hat nur ein Kind oder gar keins bekommen.
Was ist da los? Bei den einen gerät der Kinderwunsch unter die Räder
eines anspruchsvollen Berufslebens. Wer Kinder will, muss Kompromisse
eingehen. Das kann und will nicht jeder. Wer sich so entscheidet, hat
Respekt verdient. Bei vielen anderen spielt das Leben selbst nicht
mit: Der passende Partner fehlt, oder der Körper streikt. Und nicht
zu vergessen diejenigen, die ahnen, dass das Leben mit Kindern keine
Party ist und die deshalb das Kinderkriegen lange, und manchmal zu
lange, hinaus schieben.In diesen Fällen ist ein Wandel politisch kaum
steuerbar. Hier muss eine ganze Gesellschaft wieder lernen,
verbindliche Bekenntnisse abzugeben. Zu einem Partner, zu einem Kind,
zu einem erwachsenen Leben. Im ersten Fall dagegen kann die Politik
dabei helfen, dass berufstätige Eltern weiter entlastet werden.Ganz
ohne Kompromisse wird es trotzdem nicht gehen. Auch die begabteste
Familienministerin kann kein Lebensmodell herbeizaubern, dass beidem
permanent gerecht wird: der Welt der Kinder und der Berufswelt.
Kompromisse machen – das fällt den leistungsgläubigen Deutschen
offenbar besonders schwer.
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