NRZ: Die irakische Tragödie – ein Kommentar von JAN JESSEN

Vor fast zwei Jahrtausenden wurden die ersten
christlichen Gemeinden im Irak, dem damaligen Mesopotamien,
gegründet. Im Irak liegen die mit tiefsten Wurzeln des Christentums.
Jetzt werden diese Wurzeln ausgerissen und das christliche Abendland
schaut zu. Die Tragödie hat sich abgezeichnet: Seit dem Sturz Saddam
Husseins im Jahr 2003 nimmt der Druck auf die Christen und andere
Minderheiten wie die Jesiden im Zweistromland zu, viele
Hunderttausend haben ihre Heimat schon verlassen. Nun treibt der
Furor der Dschihadisten des „Islamischen Staates (IS)“ die
Verbliebenen in die Flucht.

Die kurdische Peschmerga-Miliz galt als Schutzmacht der
Minderheiten im Nordirak. Dass der „Islamische Staat“ in der Lage
ist, auch die kampfgestählten Kurden in die Flucht zu schlagen, war
nicht zu erwarten und zeigt, wie selbstbewusst und hochgerüstet die
Terror-Truppe mittlerweile ist. Ihr Vormarsch wird aber nicht von
Dauer sein. Erstmals kämpfen syrische, türkische und irakische Kurden
gemeinsam, in Mossul und anderen irakischen Städten erheben sich
ehemals mit dem IS verbündete sunnitische Milizen gegen die
Islamisten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das unheilige
„Kalifat“ kollabiert.

Zeit aber haben die Flüchtlinge nicht. Sie brauchen jetzt dringend
Hilfe. Die Vereinten Nationen sind gefordert, ebenso wie nationale
Regierungen. Waffenlieferungen für die kurdischen Kämpfer und die
irakische Armee sind wichtig – Lebensmittel, Decken, Zelte für die
Flüchtlinge sind wichtiger. Es geht um das Überleben Zehntausender
Menschen.

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