Die Deutsche Bank kommt nicht zur Ruhe. Deutschlands
größtes Geldhaus hat sich zwar nach den Skandalen der Finanzkrise
einen Kulturwandel verordnet, zugleich aber seit Jahren mit einer
Prozesslawine die Sünden der Vergangenheit zu bewältigen. Jürgen
Fitschen, heute Co-Vorstand und somit verantwortlich für mehr Moral
bei Geldgeschäften, bleibt von der juristischen Aufarbeitung nicht
verschont. Die Staatsanwaltschaft München erhebt Anklage, weil
Deutschlands mächtigster Banker im Kirch-Prozess angeblich die
Anwälte der Bank nicht davon abgehalten hat, die Justiz zu täuschen.
Versuchter Prozessbetrug durch Unterlassen also? Sachte. Man wird
sehen. Fitschen ist Angeklagter, nicht Verurteilter. Noch hat das
Gericht kein Verfahren eröffnet; und es ist offen, ob es überhaupt
dazu kommt. Selbst wenn man Bankern grundsätzlich skeptisch
gegenüberstehen mag: Fitschen, der stets beteuert, weder gelogen noch
betrogen zu haben, hat einen fairen Umgang verdient. Bis zum Beweis
des Gegenteils ist er unschuldig. Für Fitschen spricht, dass er sich
nicht auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft eingelassen hat. Der
moderne Ablasshandel à la Ecclestone hat das Vertrauen in den
Rechtsstaat ohnehin schon über Gebühr strapaziert. Gut, dass der
Deutsche-Bank-Chef die Schuldfrage in einem ordentlichen
Gerichtsverfahren klären lässt. Dafür gebührt ihm Respekt. Sollte er
eines Tages verurteilt werden, wird er freilich den Kulturwandel
seines Hauses nicht mehr glaubwürdig verantworten können.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Weitere Informationen unter:
http://