NRZ: Die USA brauchen den Iran – ein Kommentar von JAN JESSEN

Irans neuer Präsident Hassan Ruhani mag zwar
deutlich moderater auftreten als sein exzentrischer Amtsvorgänger
Ahmadinedschad, im Kern weicht er aber kaum von dessen Standpunkten
ab. Wie Ahmadinedschad beharrt er auf dem Atomprogramm seines Landes
und beteuert zugleich, der Iran strebe nicht nach Atomwaffen. Wie
sein Vorgänger kritisiert auch Ruhani die Existenz Israels – nur
hetzt er nicht so aggressiv gegen den Judenstaat. Warum also jetzt
die freundlichen Töne aus Washington? Der neue Dialogprozess ist vor
allem aus der Not geboren. Ruhani erhofft sich von einem
amerikanischen Wohlwollen, dass der Sanktionsdruck gelockert wird.
Auch Obama ist auf Teheran angewiesen. Eine friedliche Lösung des
Bürgerkriegs in Syrien ist ohne den Iran als engstem Partner des
Assad-Regimes nicht vorstellbar. Im Irak halten die Iraner die
verbündeten Schiiten vor einem großflächigen Vorgehen gegen die
rebellierenden Sunniten zurück. Tun sie das nicht mehr, zerfällt das
Land. Damit wäre die US-Intervention 2003 vollends gescheitert. Und
auch in Afghanistan müssen die USA auf Teheran hoffen: Der Iran
unterstützt dort Aufstandsgruppen. Mäßigt Teheran diese Gruppen,
flammt wenigstens nicht im kommenden Truppenabzugs-Jahr der große
Bürgerkrieg auf.

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