NRZ: Ein Kampf mit Symbolcharakter – Kommentar zum Streik von Denise Ludwig

Es wird heute Mütter und Väter geben, die wütend
darüber sind, dass sie sich Urlaub nehmen mussten, um ihr Kind zu
betreuen, weil die Erzieherinnen streiken. Es wird schimpfende
Berufspendler geben, die keinen Parkplatz finden, weil sie mit dem
Auto statt mit dem Bus fahren müssen. Und es wird Tausende Menschen
geben, die für eine angemessene Bezahlung auf die Straße gehen. Eine
Lohnsteigerung von 6,5 Prozent ist alles andere als angemessen,
werden einige schimpfen. So viel fordert die Verdi für die
Mitarbeiter im öffentlichen Dienst. Grundsätzlich, so Verdi, sollen
mindestens 200 Euro mehr drin sitzen, das käme vor allem unteren
Einkommensklassen zugute. Das alles schmeckt den Verhandlungsführern
von Bund und Kommunen nicht. Doch statt beim ersten Gespräch ein
eigenes Angebot zu machen, stellte die Arbeitgeberseite auf stur und
wies die Forderungen der Gewerkschaft zurück. Die antwortete direkt
und scharf – mit Warnstreiks. Ist die Reaktion zu hart, zu schnell?
Nein. Die Gewerkschaft zeigt damit, dass es ihr ernst ist. Die
Mitarbeiter im öffentlichen Dienst sind gebeutelt. Sie arbeiten für
Kommunen, die mehr Löcher als Euro in ihren Kassen haben, sie
bekommen den Frust der Bürger ab, wenn die Öffnungszeiten der
Bibliothek eingeschränkt werden. Der Warnstreik soll den Arbeitgebern
vor Augen führen, wie wichtig diese Mitarbeiter sind. Und wie wichtig
es ist, sie für ihre gute Leistung gut zu bezahlen. Sonst wird es
bald schwer sein, gute Leute zu finden, die diese Arbeit machen
möchten. Klar ist aber auch: Am Ende wird es keine Lohnerhöhung von
6,5 Prozent geben. Doch Verdis Kampf ist auch ein symbolischer Akt.
Die Gewerkschaft kämpft nicht nur für mehr Lohn, sondern gemeinsam
mit der IGBCE oder IG Metall für einen allgemeinen Kurswechsel: Weg
von der Bescheidenheit, hin zu stärkeren Lohnsteigerungen. Es
verspricht, eine heiße Tarifrunde 2012 zu werden.

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