NRZ: In jeder Hinsicht Luft nach oben – ein Kommentar von PETER HAHNE

Das Klagelied des Kaufmanns ist nicht mehr zu
überhören. Ein Mangel an Fachkräften und geeigneten Auszubildenden
führt nach Darstellung der Unternehmen schon heute zu erheblichen
Umsatzeinbußen. Es stimmt ja: Wenn sich die Lage am Ausbildungsmarkt
weiter so entwickelt, bekommen Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten,
geeignetes Personal zu finden. Schon länger ist absehbar, dass der
Rückgang bei der Zahl der Schulabgänger und der Trend zum Studium
einen immer größeren Aderlass für das duale Ausbildungssystem nach
sich zieht. Niemand bestreitet, dass die fehlenden Azubis von heute
die Fachkräftebasis von morgen schwächen. So einseitig wie die
Wirtschaft die Lage darstellt, ist die Wirklichkeit allerdings nicht.
Zwar ist es in manchen Branchen und Regionen schwerer als früher, auf
Anhieb die passenden Leute zu finden. Von einem flächendeckenden
Fachkräfte- oder auch Azubimangel aber kann nicht die Rede sein.
Zutreffend ist sicher auch, wenn einige Firmen über fachliche
Defizite (Mathe, Deutsch) und über einen Mangel an Disziplin oder
Leistungsbereitschaft klagen. Aber dieser Vorwurf an die jüngere
Generation ist nicht gerade neu, ihn gab es schon vor 30 Jahren. Ein
Niedergang der deutschen Wirtschaft wurde seither nicht beobachtet.
Zu einem funktionierenden Lehrstellenmarkt gehören immer zwei Seiten.
Gute Azubis genauso wie Unternehmen, die ihre Verantwortung für die
Ausbildung junger Menschen wahrnehmen. Auch die Wirtschaft hat hier
noch Luft nach oben.

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