Mitt Romney trägt das Etikett „Wendehals“ nicht ohne
Grund. Der Mann, der Barack Obama als Präsident Amerikas ablösen
will, war in seiner Karriere schon für so ziemlich alles. Und dann
auch wieder, wenn der politische Opportunismus es verlangte, dagegen.
Der verdruckste Umgang mit seiner Steuerschuld ist darum nur
konsequent. Erst wollte er partout nicht – wie in wichtigen
Wahlkämpfen in Amerika üblich – für die vergangenen zehn Jahre blank
ziehen, jetzt tut er es doch. Aber so halbherzig und verlogen, dass
man sich an Rommeys Erzkapitalisten-Spruch aus den Vorwahlen erinnert
fühlt: „Ich feuere gerne Leute.“ Jetzt wäre es wirklich an der Zeit.
Die unverschämt günstige Steuerbilanz des Multimillionärs – 14
Prozent bei 14 Millionen Dollar Einkommen aus Geldanlagen in 2011 –
bietet reichlich Munition für Obamas Versuch, Amerika von der
Notwendigkeit eines neuen Gesellschaftsvertrages für mehr soziale
Gerechtigkeit zu überzeugen. Dass Romney bei der Abzugsfähigkeit
seiner karitativen Ausgaben legal tricksen kann, um die Steuerquote
nicht unter die obszön niedrige 10-Prozent-Grenze fallen zu lassen,
beweist die ganze Absurdität des US-Steuersystems. Mittelschichtler,
die leicht 20 bis 25 % Steuern zahlen und sich trotzdem nach der
Decke strecken müssen, können das nicht lustig finden. Sie sind es,
die die Wahl entscheiden.
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