NRZ: Investieren statt sparen – ein Kommentar von JAN JESSEN

Einmal mehr laufen zwei Nachrichtenstränge zusammen,
die nicht unabhängig voneinander betrachtet werden können. Da sind
einerseits die Berichte von Hans-Böckler-Stiftung und Paritätischem
Wohlfahrtsverband zum Thema Armut. Kernaussage des ersten: Die
Kinderarmut in NRW ist besonders ausgeprägt und nimmt, anders als in
anderen westlichen Bundesländern, zu. Kernaussage des zweiten:
Speziell das Ruhrgebiet wird zum Armenhaus Deutschlands. Da ist
andererseits der Finanzbericht des Regionalverbandes Ruhr.
Kernaussage hier: Die Sozialausgaben wachsen den Kommunen an der Ruhr
über den Kopf. Die Empfehlung der Berichterstatter: Sparen.
Insbesondere bei Personal und im Sozialbereich. Das aber ist der
falsche Weg. Wer nur den Rotstift ansetzt, gerät in einen
Teufelskreis. Wo nur gnadenlos gespart wird – siehe Griechenland -,
wird jede Entwicklung abgewürgt und die Gesellschaft deformiert. Wo
Stadtteile verrotten und nicht in Bildung und Sozialarbeit investiert
wird, verlieren Menschen Mut und Zuversicht. Wo die Infrastruktur
zerbröselt, siedelt sich kein Unternehmen an. Im Kampf gegen Armut
braucht es Investitionen in Hirne und Steine. Kurzfristig kostet das
viel, langfristig bringt es Rendite. Und es braucht die politische
Willenskraft, endlich gegen das Wuchern ausbeuterischer
Arbeitsverhältnisse vorzugehen. NRW hat es nicht nötig, sich zur
deutschen Billiglohn-Region zu entwickeln. Die Menschen hier und ihre
Arbeitskraft sind mehr wert als Löhne knapp über oder sogar unter dem
Hartz-IV-Niveau.

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