Hinter der Merkel-Feier verbirgt sich auch viel
Ratlosigkeit einer verunsicherten Partei. Man ahnt: Die CDU glänzt
nur, solange Merkel im Amt ist. In wichtigen Ländern sind die
Christdemokraten abgestürzt, in den Großstädten verlieren sie in
Serie, programmatisch hat Merkels Wendigkeit allzu viele Gewissheiten
erschüttert. Und schließlich: Bei aller Popularität Merkels, ihr
schwarz-gelbes Lager ist wohl zu klein, um mit der FDP weiterregieren
zu können. Auf dem Parteitag warb Merkel ziemlich kämpferisch für die
Fortsetzung der Koalition. Das Bekenntnis ist eine nette Geste an die
Liberalen, die wenig kostet. Zwischen den Zeilen aber war schon
erkennbar, dass die Kanzlerin einen Wahlsieg von Schwarz-Gelb zwar
nicht für ausgeschlossen, aber auch nicht für wahrscheinlich hält.
Geht die FDP in Niedersachsen im Januar baden, wie es die Umfragen
signalisieren, wird das die Ausgangslage für die Bundestagswahl
deutlich verändern. Es passt ins Bild, dass die Kanzlerin zwar eine
sehr selbstbewusste Rede hielt, aber die SPD trotz allem eher
vorsichtig attackierte. Und die Grünen gar nicht. Merkels
Herausforderung ist es, einen Lagerwahlkampf anzukündigen, aber
trotzdem die Türen zu anderen Bündnissen offen zu halten.
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