NRZ: Kein Grund zur Panik – Kommentar zur Grundschulstudie von Denise Ludwig

Die Herbstferien haben begonnen, Schüler und Lehrer
haben sich eine Pause verdient. Also beginnen wir an dieser Stelle
mit der guten Nachricht: Die Mehrheit der Viertklässler in
Deutschland kann das, was von ihnen erwartet wird. Sie erfüllen die
Anforderungen beim Rechnen, Lesen, Zuhören. Die schlechte Nachricht
ist, dass in Berlin und Bremen jeder vierte Viertklässler nicht
einmal die Mindeststandards beherrscht, in Hamburg ist das bei jedem
fünften der Fall. Wir in NRW müssen weder in Freudentränen noch in
Entsetzen ausbrechen. Die nordrhein-westfälischen Grundschüler liegen
mit ihren Leistungen im Mittelfeld. All das ergab die neue
deutschlandweite Grundschulvergleichsstudie. Man kann über solche
Rankings, die auch diesmal wenig Überraschendes zu bieten hatten,
trefflich streiten. Wir wissen nun, dass Bayern – mal wieder – der
Gewinner ist. Glückwunsch, Bayern. Nur: Warum ist es so? Und warum
bilden die Stadtstaaten so oft das traurige Schlusslicht? Diese
Fragen bleiben auch nach dieser Untersuchung weitestgehend offen. Sie
bietet lediglich Ansätze, die Bildungsforscher, Politiker und
Pädagogen näher unter die Lupe nehmen können. Dabei spielt besonders
die Qualität des Unterrichts eine Rolle. So überrascht es
beispielsweise, dass in Hamburg jeder zweite Grundschullehrer
Mathematik unterrichtet, obwohl er Mathematik nie studiert hat.
Fachfremder Unterricht sollte die Ausnahme, nicht die Regel sein. Was
hingegen viel mehr forciert werden sollte, ist die Fortbildung von
Lehrern. Im Gewinnerland Bayern nutzen die Lehrer am häufigsten
Weiterbildungen zu fachdidaktischen Themen, zu Unterrichtsmethoden
oder zu Fragen der individuellen Förderung. Es ist gut möglich, dass
hier ein Zusammenhang zwischen guten Schülern und fortgebildeten,
motivierten Lehrern besteht. Auch hier muss man fragen: Warum kommen
nicht alle Lehrer in den Genuss von Fortbildungen? Liegt es an
steigenden Arbeitsbelastungen? Oder am fehlenden Angebot? Eins
zumindest zeigt die Studie: Es gibt noch jede Menge unerledigter
Hausaufgaben.

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