NRZ: Kofi Annans schwerer Weg – Kommentar zu Syrien von Martin Gehlen

Tod und Zerstörung zerfetzen Syrien. Die Gegensätze
im UN-Weltsicherheitsrat sind unüberbrückbar. Und nach 9000 Toten
stehen sich Regime und Opposition kompromisslos gegenüber. Nun ist
Kofi Annan auf dem Weg in die Region – als Friedensnobelpreisträger
betraut mit der wohl schwersten Aufgabe, die die internationale
Diplomatie derzeit zu vergeben hat. Er soll Syriens Absturz in
Bürgerkrieg und Chaos verhindern. Die Schlüssel dazu liegen in
Damaskus, aber auch in Moskau. Denn militärisch hat das Baath-Regime
nach wie vor die Oberhand. Und solange Präsident Assad die
Kremlherren an seiner Seite weiß, wird er keinerlei Konzessionen
machen. Stattdessen wird er weiter auf Zeit spielen, luftige Reformen
in Aussicht stellen und ansonsten seinen Truppen beim Feuern und
Foltern freie Hand lassen. Mit dieser Doppelstrategie kann sich das
Regime noch eine Weile an der Macht halten, normale
Lebensverhältnisse jedoch wird es unter Assad nie wieder geben. Das
weiß auch Moskau, wo man nach der Präsidentenwahl möglicherweise das
Nahostdossier jetzt neu bewertet. Denn auch die letzte Chance für
einen halbwegs geordneten Machttransfer nach dem Modell der
Arabischen Liga könnte bald vertan sein. Und dann hat es sich Moskau
mit der gesamten arabischen Welt verscherzt.

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