NRZ: Kommentar: Die Fussballfans spielen mit dem Feuer – von ARTUR VOM STEIN

Selbst jene, die sich nicht jeden Tag mit Fußball
befassen, werden bemerkt haben, wie langsam eine Lawine ins Rollen
gekommen ist. Die Nachrichten über Gewalt reißen nicht ab. Es geht
los in den unteren Klassen, wo Schiedsrichter buchstäblich zu
Prügelknaben geworden sind, und es endet erst in den Profiligen, wo
das Thema längst ganze Sportseiten füllt. Vielleicht muss man in
diesem Zusammenhang sogar erwähnen, dass die Pyrotechnik zu längst
mehr als nur einem Teilaspekt des Themas geworden ist. So
beeindruckend und schön die Bilder von bengalischen Feuern in den
Stadien auch sind, die so nachhaltig gestellte Forderung von
Ultra-Gruppierungen, dieses Feuer unterm Dach endlich zu
legalisieren, ist nicht zu erfüllen, wenn man nicht leichtfertig
Verletzungen hinnehmen will. Mehr noch: Die starre Haltung der Fans,
die unbedingt zündeln wollen, liefert leider all– jenen die Munition,
die nach einer harten Hand rufen. Man kennt die Palette:
Stadionverbote, Geisterspiele, Datenbänke, Meldeauflagen und
Eingangskontrollen, am besten noch per Nackt-Scanner, um auch ja
keinen Stock und keinen Böller zu übersehen. Dialog tut Not, das ist
ein Allgemeinplatz, aber man muss ihn gerade deshalb ins Stammbuch
aller Fans schreiben. Dies um so mehr, weil ein Stück Fan-Kultur
bedroht ist. Aus England weiß man, dass die Profiligen ohne
Polizeieinsatz auskommen, seitdem die Stehplätze aus den Stadien
verbannt wurden. Und immer häufiger wird dieser Umstand als
vorbildlich herausgestellt. Mit anderen Worten: Trotz aller
Lippenbekenntnisse, es droht der Verlust der Stehplätze, es drohen
höhere Eintrittspreise, weniger Stimmung und damit ein Szenario, das
kein Fußballfreund wirklich haben will.

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