Denkbar knapp ist Karl-Josef Laumann zum neuen
CDU-Fraktionschef gewählt worden. Das Ergebnis spiegelt die
Zerissenheit und Orientierungslosigkeit der Union in NRW wieder. Mehr
denn je ringen ländlich-konservative Kreise, der Wirtschaftsflügel
und junge Modernisierer um die Macht in der Partei. Kein Wunder: Nach
der desaströsen Niederlage am 9. Mai wirkt der Schock noch immer
nach. Welche Ursachen das Debakel hatte, wurde weder analysiert noch
aufgearbeitet. Karl-Josef Laumann soll es nun richten. Er ist eine
gute Wahl. Der Westfale ist ein glaubwürdiger, bodenständiger
Politiker von echtem Schrot und Korn, wie man ihn heute in den mit
Beamten und Juristen überbesetzten Parlamenten zu selten antrifft. Er
repäsentiert sowohl die mitgliederstarken ländlichen CDU-Verbände,
als auch den Arbeitnehmerflügel seiner Partei. Paradox aber wahr:
seine Stärke ist zugleich seine Schwäche. Der NRW-CDU fehlt ein
charismatischer Konservativer, der für den traditionellen Markenkern
der Union steht: rheinischer Kapitalismus und liberaler
Katholizismus. Ein neuer „Arbeiterführer“ wird nicht gebraucht.
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