NRZ: Nur die Spitze des Eisbergs – ein Kommentar von PETER HAHNE

Den Kartelljägern gebührt Respekt: Mit saftigen
Geldstrafen von insgesamt mehr als 100 Millionen Euro hat das
Bundeskartellamt zu einem ersten kräftigen Schlag gegen fünf deutsche
Bierbrauer ausgeholt. Bitburger, Krombacher, Veltins, Warsteiner und
die Privatbrauerei Ernst Barre haben sich mit illegalen
Preisabsprachen jahrelang die Taschen gefüllt. Auf Kosten der
Verbraucher. Nun mag man einwenden, dass die Kartellbrüder die
Strafen wegen der Kronzeugenregelung nicht ausreichend schmerzen.
Nicht auszuschließen, dass sie sich künftig wieder zu geheimen
Preisabsprachen zusammenfinden. Die Verlockung bleibt groß. Doch kein
Vertun: Die in der deutschen Kartellgeschichte noch recht junge
Kronzeugenregelung hat sich zu einer der mächtigsten Waffen für die
Behörden entwickelt. Die meisten Kartelle werden inzwischen durch
Petzer aus dem Kreis der beteiligten Firmen aufgedeckt.Das hat auch
abschreckende Wirkung für andere Branchen. Jahr für Jahr verhängt das
Bundeskartellamt heute dreistellige Millionenstrafen, ob gegen
Drogerieartikelfirmen, Aufzughersteller oder Wurst-Kartelle. Die
Kartell-Kontrolle ist in den letzten Jahren viel besser geworden.
Trotzdem: Bei den Brauereien dürfte bislang nur die Spitze des
Eisbergs herausragen. Die jetzt verhängten Strafen beziehen sich nur
auf die Jahre 2006 und 2008 und eine Handvoll Brauereien. Kaum
vorstellbar, dass in den übrigen Jahren und bei anderen Bierfürsten
alles mit rechten Dingen zugegangen sein soll.

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