Selbst wenn man sich in Erinnerung ruft, dass
Guantanamo für Amerika die außergewöhnliche Reaktion auf die
außergewöhnlichen Umstände des 11. September 2001 war: Zehn Jahre
lang gegen weltweite Ablehnung eine Paralleljustiz außer Reichweite
des Rechts in Gang zu halten, ist einer Demokratie unwürdig. Dass
ausgerechnet Friedensnobelpreisträger Barack Obama sein im Jahr 2009
gegebenes Versprechen gebrochen hat, die Schattenwelt in der Karibik
aufzulösen, ist ein Skandal für die Geschichtsbücher. Der Verweis,
Demokraten und Republikaner im Kongress legten ihm Fesseln an, was
eine Schließung verhindere, ist nur halb richtig. Obama hat nach
Opportunität entschieden. Gegen die Menschenrechte, für einen
verlogenen Frieden mit dem Capitol. Die Begleiterscheinungen sind
katastrophal. Guantanamo hat den Stempel der unbegrenzten
Haltbarkeit. Auch in Zukunft werden Terrorverdächtige für unbestimmte
Zeit in den Hinterhof Fidel Castros deportiert. Unterdessen sind die
171 ohne Gerichtsverfahren festgehaltenen Elendsgestalten aus Camp
Delta, von denen man bei vielen bis zu ihrem Tod nicht richterlich
abgesichert wissen wird, ob sie 2001 El Kaida-Anhänger waren oder nur
zur falschen Zeit am falschen Ort, aus dem Blick der Öffentlichkeit
verschwunden. So weit, dass die alten Männer Bush, Rumsfeld und
Cheney, denen die Welt Guantanamo verdankt, die Chuzpe aufbringen,
Obama eine Entschuldigung abzuverlangen. Eine Schande.
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