Freuen Sie sich schon aufs Hasenfest? Warum auch
nicht. Niemand will Ihnen den Spass an den Festtagen verderben. Aber
es sind eben mehr als „freie Tage“. Selbst wer nicht gläubig ist,
kann in dieser Zeit die Chance nutzen sich auf das Wesentliche zu
besinnen. Religiöse Feiertage sollen uns auf Abstand zum Alltag
bringen. Eine Schande ist wie wir mit dieser geschenkten Zeit
umgehen: Nachdem schon Allerheiligen zum Grusel-Spektakel „Halloween“
wurde und selbst das Christkind dem putzigen Geschenke-Packesel Santa
Claus weichen musste, steht nun das höchste Fest der Christen an, um
kommerzialisiert zu werden. Es bedurfte nicht erst der hirnlosen
Reklame eines überaus großen Buchhändlers, der Ostern zum Hasenfest
mutieren wollte. Unser Land ist seiner christlichen Wurzeln schon
lange entfremdet. Stattdessen nötigt uns die Werbung zu Ostern
Schokohasen in größeren Mengen einzukaufen, als wir sie vertilgen
können – und es liegt in der perfiden Logik dieses Systems, dass die
verschmähten Hasen eingeschmolzen, spätestens im November als
Weihnachtsmänner reinkarnieren. Geheimnis des Kommerz: In deinen
Kreisläufen werden Ikonen zur Karikatur. Traurig aber wahr: Wir leben
in einer „Spaß-Gesellschaft“. Sie kennt nur Genuss, keine Reue. Nur
direkter Verbrauch und die Vorfreude auf die nächste Sensation dienen
als Lebensmotivation. Indes erleben wir eine Schwächung des
christlichen Glaubens. Wenn hierzulande überhaupt über Religion
öffentlich gesprochen wird, dann vornehmlich über den Islam.
Katholiken und Protestanten kommen nur noch gemäß ihrer Verfehlungen
vor. Politik und Wissenschaft haben die Grenzen ihres Denkens eng
gezogen: Menschliches Leben wird allein auf den Ablauf zwischen
Geburt und Tod reduziert. Ostern hält dagegen: Schon vor zwei
Jahrtausenden stand das Ereignis gegen den hoffnungslosen Zeitgeist.
Gott ist Mensch geworden und damit liegt sein Reich nicht im
Jenseits, sondern in uns selbst. Die Passion Jesu Christi schildert,
dass Glaube nicht vor Leid bewahrt. Eine Erkenntnis, die bei den
Religionsverkäufern der Moderne noch ankommen muss. Christ sein hat
nichts mit Wellness zu tun, bedeutet auch nicht, auf spirituellen
Pfaden für den Erfolg im Job zu trainieren. Nein, Jesus hat auf
Golgatha nicht „Shaka!“ gerufen, sondern „Gott, warum hast Du mich
verlassen?“ Deutlicher kann man den natürlichen Zweifel an Gott und
das Verzweifeln an ihm nicht ausdrücken, als sein Sohn es selbst
getan hat. Stellvertretend für die Menschheit hat er gelitten und
musste sterben. Last und Leid, Scheitern und Vergehen sind Teil des
Lebens, aber nicht das Ende. Diesen Sieg des Lebens über den Tod
feiern wir jetzt zu Ostern und nicht das „Hasenfest“.
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