Die Amnestie für Russlands bekanntesten Häftling ist
eine kleine Sensation. Nach zehn Jahren kommt Michail Chodorkowski
frei. Gerechnet hatte damit niemand, im Gegenteil, es schien, als
müsse der einstige Ölmagnat noch unabsehbare Zeit hinter Gittern
schmoren. Wladimir Putin hat erneut einen Coup gelandet, der vor
allem außenpolitisch Wirkung zeigen soll. In der Syrienkrise konnte
er als Vermittler auftrumpfen. Jetzt will er der Welt rechtzeitig vor
den Winterspielen in Sotschi zeigen, dass es mit den Menschenrechten
in seinem Reich nicht so schlecht bestellt ist, wie immer behauptet
wird. Putin, der Gnädige. Innenpolitisch geht der Kremlchef mit der
Freilassung seines einst mächtigsten Kritikers kaum Risiken ein.
Putin sitzt fest im Sattel und Chodorkowski wird von vielen Russen
als ein Mann angesehen, der den neunziger Jahren unter dubiosen
Umständen zu Reichtum kam; geliebt wird er nicht. Aber Putin kann
sich als gütiger Herrscher präsentieren, der selbst bei seinen
ärgsten Widersachern Milde walten lässt. Milde ersetzt keine
Rechtsstaatlichkeit. Das ist Putin allerdings egal.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Weitere Informationen unter:
http://