Was kann die Weltgemeinschaft tun, um dem
Blutvergießen in Syrien ein Ende zu bereiten? Die ernüchternde
Antwort lautet: wenig. Saudi-Arabien und Katar wollen die
Aufständischen jetzt mit Geld ausstatten, für Waffen, für Sold. Damit
gießen die beiden Golfstaaten Öl in das ohnehin schon lodernde Feuer,
das das ganze Land zu verbrennen droht. Aus dem Aufstand wird ein
Bürgerkrieg.
Oder besser: ein Stellvertreterkrieg. Die arabischen Golfstaaten
unterstützen die Rebellen in Syrien nicht aus Menschenliebe. Sie
heizen den Aufstand an, weil sie den Einfluss des Iran in der Region
zurückdrängen wollen, der nach dem Sturz Saddam Husseins im Irak aus
arabischer Sicht viel zu groß geworden ist. Teheran wiederum
beliefert seinen engen Verbündeten Syrien mit Überwachungssystemen,
Waffen, Munition. Es wird gemunkelt, dass iranische Einheiten dem
Regime Assad aktiv bei der Aufstandsbekämpfung helfen.
Die eigennützige Einflussnahme von außen lässt einen Konflikt
eskalieren, in dem die Trennlinien zwischen Gut und Böse nicht mehr
scharf gezogen werden können. Natürlich: Unbestritten ist, dass das
Regime in Damaskus mit menschenverachtender Brutalität gegen seine
Kritiker vorgegangen ist und noch immer geht. Aber immer häufiger
dringen aus dem abgeschotteten Land auch verstörende Berichte von
Gräueltaten der Rebellen. Über Folterungen und Exekutionen von
Regierungssoldaten, über Gewalttaten islamistischer Aufständischer
gegen Christen, Schiiten und Alawiten.
Die Opposition im Inland wie im Exil ist zersplittert und trägt
ihre eigenen Scharmützel aus. Das Regime Assad wird so schnell nicht
aufgeben. Diejenigen, die von ihm profitiert haben, kämpfen nicht
mehr nur ums politische, sondern ums physische Überleben. Sanktionen,
selbst wenn Russland und China sie irgendwann mittragen sollten,
treffen vor allem die einfache Bevölkerung – im Irak musste sie zehn
Jahre leiden.
Was kann die Weltgemeinschaft tun? Sie kann vor allem für die
Opfer dieses Konflikts da sein, für die Flüchtlinge, die
Kriegsversehrten. Sie kann sich auf die Zeit nach Assad vorbereiten,
darauf, dieses geschundene Land wieder aufzubauen. Viel mehr kann sie
derzeit nicht tun. So bitter das ist.
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