NRZ:Über die dubiose Rolle Pakistans nach dem Tod Osama bin Ladens kommentiert der Chefredakteur der Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung (NRZ), Rüdiger Oppers.

Zwei Tage nach dem spektakulären Kommandounternehmen
gegen Osama bin Laden verzieht sich der Nebel des Krieges nur
zögerlich. Immer offensichtlicher wird, dass Pakistan eine dubiose
Rolle im Kampf gegen den internationalen Terror spielt. Lange wurde
bin Laden in Afghanistan vermutet. In unzugänglichen Höhlen sollte er
angeblich hausen. So entstand der Osama-Mythos: ein rastloser,
asketischer Todesengel, immer auf der Flucht, selbst für die letzte
Supermacht nicht zu fassen. Tatsächlich war eine Luxus-Villa in der
Sommerfrische nahe Islamabad das vergleichsweise feudale Versteck des
El-Kaida-Führers. Ein Treppenwitz der Weltgeschichte. Peinlich für
Pakistan. Unvorstellbar, dass die Regierung des islamischen Staates
keine Kenntnis vom Domizil ihres prominenten Gast hatte. Im
malerischen Urlaubsort Abbottabad konnte es sich der selbst ernannte
Scheich samt Gefolge bequem machen und sein tödliches Terrornetz
spinnen. Für seine Sicherheit sorgten wohl Gesinnungsfreunde in
pakistanischen Regierungskreisen, vor allem im Geheimdienst. Ein
unglaublicher Affront gegen Amerika, das diesen maroden Staat mit
vielen Milliarden Dollar Militärhilfe überhaupt am Leben erhalten
hat. Auch ein Armutszeugnis für die so hochgelobte CIA. Wie konnte
den Agenten der komfortable Aufenthaltsort des Staatsfeindes Nr.1
jahrelang verborgen bleiben? Pakistan ist längst kein Verbündeter im
Kampf gegen Terror mehr, sondern hält sich seine Position nach allen
Seiten offen. Eine von Korruption zutiefst verdorbene politische
Elite hat das Land den Islamisten ausgeliefert. Nun kann der
gewaltsame Tod des El-Kaida-Führers den Staat endgültig ins Chaos
stürzen. Eine Horrorvision, denn Pakistan ist Atommacht. Die Bombe in
den Händen von Terroristen wäre die Summe aller Schrecken. Washington
durfte Islamabad bei der Vorbereitung der wichtigen Operation gegen
Osama bin Laden nicht vertrauen. Deshalb ist die Frage, ob die Aktion
gegen den meistgesuchten Terroristen der Welt völkerrechtlich
zulässig war, müßig. Hätte der US-Präsident Pakistan um Erlaubnis für
den Einsatz gebeten, wäre das Ziel gewarnt worden. Barack Obama hat
mit dem erfolgreichen Schlag gegen Osama seiner Doppelstrategie im
Krieg gegen den Terror zu einem Etappensieg verholfen. Einerseits
bringt er die amerikanischen Soldaten aus Afghanistan und Irak nach
Hause, andererseits schalten Drohnenangriffe und schließlich auch
Kommandounternehmen die Führer des Terrors aus. Diese Methode ist
viel effektiver als jeder Feldzug. Gaddafi sollte das zu denken
geben.

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