NRZ: Viel Glück, Frau Gather – die Nachfolge von Berthold Beitz ist geklärt. Kommentar von Lothar Petzold.

Es wird schwer, in die Fußstapfen des Vorgängers zu
treten. Im Falle der Nachfolge von Berthold Beitz als Vorsitzender
der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung trifft das im
Besonderen zu. Beitz war ein welterfahrener Manager mit politischem
Instinkt, einem Netzwerk und einer Kenntnis des Konzerns wie kein
Zweiter. Ihm ist es vor allem zu verdanken, dass Krupp und heute
Thyssen-Krupp noch eigenständig ist.

Jetzt soll Ursula Gather, eine Professorin mit exzellentem Ruf in
der Wissenschaft, die Stiftung führen, die immerhin 25,3 Prozent an
der Thyssen-Krupp AG hält. In einer Situation, in der dem Unternehmen
das Wasser bis zum Hals steht und der Vorstandsvorsitzende Heinrich
Hiesinger den Einstieg von Hedgefonds – im Volksmund als Heuschrecken
bezeichnet – nicht ausschließt. Bei diesen Fonds sind oftmals
Finanzhaie am Werk, die lediglich auf den schnellen Gewinn sehen.
Abgezockt und mit allen Wassern gewaschen.

Die RAG-Stiftung hatte durchblicken lassen, dass sie sich einen
Einstieg bei Thyssen-Krupp vorstellen könnte. Damit wäre ein Finanz-
und Wirtschaftsprofi, Stiftungschef und Ex-Bundesfinanzminister
Werner Müller, ins Spiel gekommen. Ein Manager, der den Finanzhaien
Paroli bieten kann. Das allerdings hätte interessierte Kreise in
Politik und Wirtschaft gestört. Müller wäre ihnen zu mächtig
geworden. Aber auch Gerhard Cromme, lange als Kronprinz gehandelt,
hätte in diesem Haifischbecken sicher eine gute Figur gemacht. Er
steht nicht mehr zur Verfügung. Es bleibt, Frau Gather viel Glück zu
wünschen.

Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042616

Weitere Informationen unter:
http://