NRZ: Welche Frauen will das Land? – ein Kommentar von JULIA EMMRICH

Geht es den Frauen in Deutschland heute besser als
ihren Müttern? Ist das Leben in den vergangenen 30 Jahren leichter
geworden, weil es Kitas gibt, Frauenförderung und
Gleichstellungsgesetze? Die Freiheiten sind größer geworden, die
Lebensläufe vielfältiger. Doch der Druck hat zugenommen. Und: Welche
Sorte Frauen wünscht sich die Gesellschaft? Frauen sollen Kinder
bekommen, schon, um die Geburtenrate anzukurbeln. Spätestens nach
einem Jahr aber sollen sie zurück in den Job. Wer nicht bald wieder
Vollzeit arbeitet, landet erst in der Teilzeitfalle und später in
Altersarmut. Heißt es. Doch auch die Vollzeitmütter sollen ihren
Kindern eine glückliche Bullerbü-Kindheit organisieren und als
unbezahlte Nachhilfelehrerinnen die Defizite des Schulsystems
gelassen lächelnd ausgleichen. Und natürlich sollen Frauen allzeit
mutig sein und Führungsjobs übernehmen – sonst wäre doch der Kampf um
die Frauenquote umsonst gewesen.

Hut ab vor denen, die das schaffen. Hut ab vor denen, die bei
allem auch noch eine gelungene Partnerschaft hinbekommen. Und Hut ab
vor denen, die das als Alleinerziehende hinkriegen. Doch darf sich
niemand wundern, dass bei diesem Lebensprogramm die Zahl der
erschöpften Frauen zunimmt, dass Mütter sagen, dass sie sich stärker
unter Druck fühlen als die Frauen vor 30 Jahren.

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