Wie viele Menschen genau in Deutschland sterben,
weil sie sich mit Keimen infiziert haben, die gegen nahezu alle
Antibiotika resistent sind, ist unklar. Experten gehen von Tausenden
Todesfällen im Jahr aus. Klar ist: Viele dieser Keime stammen aus der
Massentierhaltung. Sie haben sich dort entwickelt, weil in der
industriellen Fleischproduktion Antibiotika flächendeckend eingesetzt
werden, um auch die anfälligsten Tiere zur Schlachtreife zu bringen.
Das ist nüchterne Kosten-Nutzen-Abwägung. Bessere Haltungsbedingungen
für die Tiere wären teurer. So kann Fleisch billig auf den Markt
geworfen werden. Die Kunden zahlen aber dafür unter Umständen einen
unanständig hohen Preis – wenn sie mit ihrer Gesundheit bezahlen. Das
zu verhindern, ist Aufgabe der Politik. Die Bundesregierung will
jetzt den Antibiotika-Einsatz per Gesetz beschränken. Wie viel
Beschränkung die mächtige Agrarlobby zulässt, wird sich noch weisen;
sie hat sicherlich ihre ganz eigene Auffassung davon, was ein
„absolut notwendiges Maß“ an Medikamentengabe in der Tierhaltung ist.
Besser wäre es ohnehin, die Praxis der industriellen Mastbetriebe
komplett auf den Prüfstand zu stellen. Wenn das nicht gewollt ist,
dann müssen wenigstens die Kontrollmöglichkeiten verbessert werden.
Das hieße zwar, dass der Steuerzahler zur Kasse gebeten würde, weil
die Politik unfähig ist, der gesundheitsgefährdenden Billigproduktion
von Lebensmitteln im Vorfeld Einhalt zu gebieten. Mehr staatliche
Kontrollen könnten aber vielleicht verhindern, dass uns unser Essen
krank macht.
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