
   Eigentlich sollen Digitalisierung und Flexibilisierung der Arbeit 
dabei helfen, das tägliche Pensum schonender zu schaffen. Doch obwohl
die Flexibilisierung der Arbeitszeiten zunimmt, haben Fehlzeiten und 
Frühverrentungen wegen psychischer Erkrankungen zugenommen.
   Der hochqualifizierte KFZ-Meister, der zum Geschäftsführer eines 
Autohauses ernannt wird, obwohl er keine Erfahrung als Führungskraft 
besitzt, die umsatzstarke Außendienstmitarbeiterin, die als 
Vertriebsleiterin in den Innendienst befördert wird, sich aber am 
Schreibtisch und in Meetings einfach nicht wohlfühlt, oder der 
Manager, der nach vielen arbeitsreichen Jahren in Rente geht… Die 
Auslöser für Stress sind vielfältig: erfolgreich zu sein und 
vorwärtszukommen, nichts auszulassen und dafür alles mitzunehmen, 
dabei fitter und schlauer zu werden (Selbstoptimierung) und rund um 
die Uhr mobil erreichbar zu sein. Das alles erzeugt permanenten 
Druck. Hinzu kommt die Angst vor einem Burnout, denn dieses Phänomen 
arbeitet mit.
Verdacht auf Burnout. Soll ich mich sofort krankschreiben lassen?
   Die drei Hauptsymptome, die Burnout-Patienten immer wieder 
erwähnen:
   – starke körperliche und seelische Erschöpfung
   – Zynismus gegenüber der Arbeit, Kollegen oder Kunden
   – Ineffektivität des beruflichen Handelns und Verlust der 
     beruflichen Kompetenz
   Dr. Bastian Willenborg, Chefarzt der Oberbergklinik 
Berlin/Brandenburg, rät: „Solange keine ausgeprägte Depression oder 
eine andere psychische Erkrankung vorliegt – was durch den Hausarzt, 
einen Facharzt oder einen Psychologischen Psychotherapeuten 
festgestellt oder ausgeschlossen werden kann – sind Krankschreibungen
nicht sinnvoll, sondern tragen leider eher zu einer Verschärfung oder
zeitlichen Verschiebung der beruflichen Konflikte bei.“
   Menschen unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer 
psychischen Widerstandskraft, sondern auch ihres strategischen 
Verhaltens bei der Frage, wie sie mit außergewöhnlichen Belastungen 
oder neuen Herausforderungen im Beruf, aber auch häufig im 
Privatleben, auf Dauer zurechtkommen.
   Dr. Willenborg, Experte für Burnout-Therapien, weiß: „Während die 
einen den empfundenen „chronischen Stress“ erstaunlich mühelos 
wegstecken und selbst in den brenzligsten Situationen ihre emotionale
Kontrolle behalten, brechen andere bereits unter weitaus geringeren 
Anforderungen regelrecht zusammen. Zwar versuchen die Letzteren dann 
häufig, den Schein zu wahren und ihre zunehmenden physischen und 
seelischen Beschwerden mit Beruhigungs- und Schlaftabletten, 
Aufputschmitteln oder Alkohol zu kompensieren. Aber das geht in der 
Regel schief – und so nehmen sie Kurs auf ein Burnout-Syndrom und 
Stressfolgeerkrankungen.“
   Burnout-Therapie ist nicht gleich Burnout-Therapie. Worauf Sie 
unbedingt achten sollten.
   Mittlerweile ist eine regelrechte Behandlungs-Industrie 
entstanden. Doch viele „Coaches“ oder „Burnout-Berater“ vermitteln 
ihren Klienten häufig den Eindruck, dass Wellness-Angebote und 
gesundes Essen, Sport und Yoga, Entspannungs- und Atemübungen und ein
vernünftiges Zeitmanagement ausreichen, ein Burnout-Syndrom zu 
eliminieren und sicherzustellen, dass psychische und körperliche 
Folgeerkrankungen gar nicht erst entstehen können.
   Dr. Bastian Willenborg warnt: „Es ist nicht sinnvoll, nur an den 
Symptomen bzw. Beschwerden herumzudoktern und die chronisch 
erschöpften Menschen lediglich darauf vorzubereiten, die 
krankmachenden Konstellationen weiterhin zu tolerieren, um dann 
wieder in die „Stress-Spirale“ zurückzukehren. Ganz gleich, ob es 
sich dabei um eine Überforderung im Berufs- oder im Privatleben 
handelt.“ Außerdem wächst aus Expertensicht so die Gefahr, dass die 
Betroffenen evidenzbasierte Therapien nicht für nötig erachten oder 
sie ihnen sogar vorenthalten werden.
   Ärzte und andere professionelle Therapeuten dagegen können 
sicherstellen, dass mit störungsspezifischen Behandlungskonzepten 
nicht nur die Ressourcen der Patienten verbessert werden, sondern 
auch, dass überdauernde ungünstige „Muster“ erkannt und verstanden 
werden, damit nach der Therapie ein verändertes Umfeld zur Verfügung 
steht, dem sie sich gewachsen fühlen, was das Risiko eines 
wiederkehrenden Burnout-Syndroms – mit seinen Folgeerkrankungen – 
minimiert.
Burnout-Syndrom und Depression. Achtung, Verwechslungsgefahr!
   Das Burnout-Syndrom wird häufig als Krankheit mit Symptomen wie 
Depressivität, Suizidalität, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen 
beschrieben, oder als Synonym für Depressionen – vor allem bei 
Managern. Im Grunde wird so ziemlich alles, was bei der Arbeit mit 
Stress, Ermüdung oder Motivationsverlust einhergeht, mit dem 
Burnout-Syndrom gleichgesetzt. Doch aus 
medizinisch-wissenschaftlicher Sicht stimmt das nicht, weiß Dr. 
Bastian Willenborg:
   – Ein Burnout-Syndrom ist nicht gleichbedeutend mit einer 
     Depression oder einer anderen psychischen Erkrankung.
   – Die Gleichstellung eines Burnout-Syndroms mit psychischen Krisen
     und Erkrankungen, die im zeitlichen Zusammenhang mit einer 
     Arbeitsüberlastung auftreten, ist inkorrekt.
   – Die Ansicht, beim Burnout-Syndrom handele es sich um die Ursache
     des durch psychische Störungen bedingten Anstiegs von 
     Krankschreibungen und Frühverrentungen, die nur vom 
     Gesundheitssystem zu verhindern sei, ist falsch.
   Zwischen den Symptomen eines Burnout-Syndroms und einer Depression
gibt es zahlreiche Überschneidungen, wie zum Beispiel 
Antriebslosigkeit, Schwermut, niedergedrückte Stimmung oder starke, 
erhöhte Müdigkeit. Auch flüchten Patienten häufig in eine soziale 
Isolation. Ständige Gereiztheit ist dagegen symptomatisch für ein 
Burnout-Syndrom. Gleichzeitig tauchen bei einer Depression wiederum 
Symptome auf, die über das Burnout-Syndrom hinausgehen. Zum Beispiel 
ein vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen oder 
Suizidgedanken. Und während ein Burnout-Betroffener sich im Inneren 
häufig nach etwas sehnt, „was er früher gerne gemacht hat“, können 
depressive Menschen keine Lust dabei empfinden, überhaupt etwas zu 
unternehmen. Zudem sind sie häufig sehr verunsichert und 
unentschieden, was sie machen könnten.
WHO: Internationale Klassifikation von Erkrankungen
   Ein Burnout-Syndrom gilt als Risikokonstellation für psychische 
und körperliche Erkrankungen im Zusammenhang mit arbeitsbedingtem 
Stress, aber (noch) nicht als eigenständige Erkrankung. Dies könnte 
sich mit der überarbeiteten Klassifikation von Erkrankungen der 
Weltgesundheitsorganisation (ICD-11, erscheint 2022) ändern: Künftig 
wird der verbreitete Belastungszustand voraussichtlich als Erkrankung
mit drei Symptombereichen (Erschöpfung, negative Haltung zur eigenen 
Arbeit und reduziertes berufliches Leistungsvermögen) ausschließlich 
aufgrund von chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht 
erfolgreich verarbeitet wird, definiert.
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Luisa Marra
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