Die Arbeit beim Bundesnachrichtendienst muss man 
sich vorstellen wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. 
2,9 Millionen E-Mails, SMS-Nachrichten und andere 
Telekommunikationsdaten hat der Geheimdienst im Jahr 2011 
durchforstet. Und nur in 290 Fällen hat er relevantes Material 
gefunden – macht 10 000 Heuhalme pro Nadel. Das Beunruhigende 
daran ist, dass der Heuhaufen aus den Textnachrichten unbescholtener 
Bürger besteht, die der Nachrichtendienst gleichsam unter 
Generalverdacht stellt. E-Mail, SMS und andere elektronische 
Textnachrichten ersetzen inzwischen für viele Menschen einen Brief 
oder ein Telefonat. Private und geschäftliche Mitteilungen von der 
Rechnung bis zum Liebesschwur landen eher im elektronischen Postfach 
als im Briefkasten an der Haustür. Dass sie vom Geheimdienst 
mitgelesen werden können, ist eine Horrorvorstellung. 
Glücklicherweise überwacht der BND nur einen winzigen Bruchteil der 
vielen Milliarden E-Mails und SMS, die in Deutschland jährlich 
verschickt werden. Er prüft ausdrücklich nur Nachrichten, die aus dem
Ausland kommen oder ins Ausland gesendet werden – und auch diese nur 
dann, wenn sie bestimmte Codewörter enthalten. Die Trefferquote ist 
zudem erheblich besser geworden: 2010 landeten noch mehr als zehnmal 
so viele Nachrichten auf dem großen Heuhaufen. Dennoch bleibt dieser 
massive Eingriff in die Privatsphäre eine äußerst fragwürdige 
Methode. Seit Jahren drückt sich die Bundesregierung um klare 
Antworten: Was ist eigentlich Auslandskommunikation – genügt es, dass
der Provider im Ausland sitzt, oder kommt es auf den Aufenthaltsort 
von Schreiber und Empfänger an? Wie schützt der BND jene Datenberge, 
die er von den Anbietern erhält? Schließlich: Wie viele 
Terroranschläge wurden durch das Ausspähen von E-Mails tatsächlich 
verhindert? Man kann jede Form der Überwachung mit einem Gewinn an 
Sicherheit begründen. Doch weil es absolute Sicherheit ohnehin nicht 
gibt, muss im Zweifel die Freiheit der Bürger Vorrang vor dem 
Kontrollwahn der Geheimdienste haben. Deshalb gehört die Suche im 
Heuhaufen unbedingt auf den Prüfstand.
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Oberhessische Presse
Anja Luckas
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