Ein gefährlicher Irrweg
Die Bundesregierung gibt Grünes Licht für die Gasförderung mit dem
Fracking-Verfahren: Das ist die Kernaussage des Gesetzentwurfes, den
Umweltminister Peter Altmaier und Wirtschaftsminister Philipp Rösler
präsentiert haben. Zwar soll auf keinen Fall in
Trinkwasserschutzgebieten nach Gas gesucht werden, zudem soll die
Umweltverträglichkeit geprüft werden. Doch solche Einschränkungen
sind eigentlich selbstverständlich, auch bei weit weniger
umstrittenen baulichen und industriellen Projekten. Wenn Altmaier
behauptet, er habe kräftig auf die Bremse getreten, dann saß er wohl
nur auf dem Beifahrerplatz. Glaubt man den Befürwortern der
Fracking-Technologie, dann steht Deutschland nun ein goldenes
Energie-Zeitalter bevor. Bis zu 27 Jahre könnte die Bundesrepublik
ihren Gasbedarf aus eigenen Ressourcen decken. Doch in Nordhessen und
anderen betroffenen Regionen wächst die Furcht vor möglichen
Umweltfolgen: Das Trinkwasser könnte mit krebserregenden Stoffen
verseucht werden, auch wenn nicht in Schutzgebieten gebohrt wird.
Methan im Wasser könnte Unfälle auslösen. Und eine steigende Gefahr
von Erdbeben ist nicht völlig auszuschließen. Wollte die
Bundesregierung diesen Bedenken wirklich Rechnung tragen, müsste sie
ein Fracking-Moratorium verhängen, bis die Risiken restlos geklärt
sind. Doch wenn es um Energiequellen geht, verhalten sich die
Industriestaaten oft wie Drogensüchtige. Weil sie von fossiler
Energie abhängig sind und der Stoff knapp wird, nehmen sie immer
größere Risiken und Kosten in Kauf. In Naturschutzgebieten, am Nord-
und Südpol, in den Tiefen des Ozeans – überall bohren sie nach Öl und
Gas, allen voran die USA mit ihrem unersättlichen Energiehunger. Es
geht um ein Milliardengeschäft für Konzerne wie ExxonMobil und BASF,
aber auch für große Energieverbraucher. Ausgerechnet die Vereinigten
Staaten nimmt sich die Bundesregierung nun beim Fracking zum Vorbild.
Schwarz-Gelb hat offenbar nichts gelernt: Weder aus den
Massenprotesten gegen Großprojekte wie Stuttgart 21 und den
Flughafen-Ausbau in Frankfurt, die zu jahrelangen Konflikten
eskaliert sind. Noch aus der Ölpest im Golf von Mexiko und dem
Atomunfall in Fukushima, wo aus vermeintlich beherrschbaren Risiken
riesige Katastrophen entstanden sind. Und schon gar nicht aus dem
Klimawandel, der durch das Verbrennen von Gas noch beschleunigt wird.
Die einzig vernünftige Konsequenz daraus kann nur sein, dass sich
Deutschland aus seiner Abhängigkeit von fossilen und atomaren
Energieträgern befreit – also ausschließlich auf erneuerbare Energien
setzt. Fracking ist ein Irrweg, genauso, wie es die Kernkraft war.
Pressekontakt:
Oberhessische Presse
Anja Luckas
Telefon: (0)6421 / 409-310
anja.luckas@op-marburg.de
Weitere Informationen unter:
http://