Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Kubickis Kritik an Westerwelle

Wolfgang Kubicki ist immer für eine Schlagzeile
gut. Der Kieler FDP-Landeschef ist ein Freund der klaren Worte – und
irritiert dabei nicht nur den politischen Gegner. Auch im eigenen
Lager gilt er als unberechenbar. Was der smarte Rechtsanwalt jetzt
kurz vor dem Krisentreffen in einem Interview vom Stapel lässt, ist
selbst für Kubickis Verhältnisse bemerkenswert: Eine
Fundamentalkritik am Erscheinungsbild der Bundespartei, eine
schallende Ohrfeige für Guido Westerwelle. Kubicki kritisiert die
Fixierung auf Steuersenkungen, den fehlenden Pragmatismus und die
misslungene Selbstdarstellung der Partei – und lässt damit keinen
Zweifel zu, wer seiner Meinung nach für den Umfrage-Absturz der
Liberalen verantwortlich ist. Mag Kubickis Triebfeder die eigene
Selbstdarstellung sein – in der Sache trifft der Kieler ins Schwarze.
Tatsächlich hat die FDP den Vertrauensvorschuss der Wähler in
atemberaubendem Tempo verspielt. Von „glücklos“ bis „inkompetent“
lauten öffentliche Urteile über FDP-Minister. Die Steuersenkung für
Hotelbetreiber war nur einer von vielen Fehlern beim Start – er hängt
nun aber wie Blei an den Liberalen, die in Berlin als
„Mövenpick-Partei“ verspottet werden. Kubicki fordert zu Recht eine
radikale Umkehr – mit Guido Westerwelle ist das nicht vorstellbar.

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