Die Portugiesen sind am Ende ihrer Kraft. Dabei
galten sie über ein Jahr lang als Musterschüler, die fleißig
umsetzten, was die Troika aus EU, Internationalem Währungsfonds und
Europäischer Zentralbank dem Land im Gegenzug für ein 78 Milliarden
Euro schweres Hilfspaket vorschrieben: Sparen, sparen, sparen – am
Mindestlohn, bei der Rente, an der sozialen Absicherung oder der Zahl
der Feiertage. Zwar sank das Haushaltsdefizit nach der
Finanz-Injektion, zugleich brach aber die Wirtschaft ein,
Schuldenberge und Arbeitslosigkeit wuchsen. Kein Wunder, wenn
Portugal nach Griechenland wieder größtes Sorgenkind der Eurozone
ist. Doch die Politik will wieder mal Zeit gewinnen und spielt das
iberische Problem herunter. Merkel machte gestern – in einer Festung
nahe Lissabon – auf gut Wetter und erklärte, dass das Land wohl kein
zweites Hilfspaket benötige. Sie weiß natürlich: Griechenland bleibt
Dauerbaustelle, Zypern ist nächster Pleitekandidat, Spaniens Banken
sind eine Zeitbombe, Italiens Reformen stocken, und selbst über
Frankreich zeichnet sich ein Schulden-Donnerwetter ab.
Portugal zeigt exemplarisch, wie kurz der Weg vom Musterschüler
zum Nachsitzer sein kann, dass das radikale Gesundschrumpfen der
Wirtschaft ein Irrweg ist. Und es zeigt auch, dass die strenge
Sparpolitik der eisernen Kanzlerin immer mehr Rost ansetzt.
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