Ostsee-Zeitung: Kommentar zuÄgypten

Noch vor acht Monaten stritten sie Seite an Seite,
um Husni Mubarak von der Macht zu vertreiben. Jetzt geschieht in
Ägypten das, was viele Fachleute erwartet hatten. In einem
orientierungs- und führungslosen Land brechen alte Feindseligkeiten
wieder auf, schlagen Muslime und Christen aufeinander ein. Wer so
naiv war zu glauben, es genüge der bloße Lufthauch des arabischen
Frühlings, um Demokratien und Gesellschaftsordnungen westlicher
Prägung aus dem von jahrzehntelanger Diktatur verbrannten Boden
sprießen zu lassen, der wird jetzt eines Besseren belehrt. Die
Trennung von Kirche und Staat war schon in Europa zu Zeiten der
Aufklärung ein schmerzhafter und langwieriger Prozess. Wie schwierig
– wenn überhaupt möglich – muss das erst in den orientalischen Auto-
und Theokratien sein, in einem gänzlich anderen Kulturkreis.
Demokratie ist keine Export-Ware, das sollte uns schon das Beispiel
Afghanistan gelehrt haben. Und so wird uns nur die Rolle des
Zuschauers bleiben – alles andere wäre kontraproduktiv und fatal.

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