Für die meisten Chinesen zählen westliche
Freiheiten derzeit weniger als die Aussicht auf Wohlstand. „Wir
werden niemals ein westliches politisches System kopieren“, gab der
scheidende chinesische Staats- und Parteichef Hu Jintao denn auch
selbstbewusst seinen Landsleuten gestern auf dem Parteitag mit auf
den Weg – obwohl China sonst nur allzu gern alles kopiert, vom
Turnschuh bis zum Transrapid. Auch wenn der Machtwechsel an der
Spitze der Kommunistischen Partei von Affären überschattet wurde,
Peking die Menschenrechte weiterhin als Fußnote der Politik
betrachtet und die soziale Kluft zwischen der städtischen
Mittelschicht und den 800 Millionen Bauern wächst, wird China im
Vorwärtsgang bleiben. Für den Westen wird es daher darauf ankommen,
Chinas Aufstieg mit dem eigenen Machtverlust in Übereinstimmung zu
bringen, sein eigenes Gesellschaftsmodell auch in der globalen
Finanzkrise zu verteidigen und alte Feindbilder zu hinterfragen. Denn
wer Peking beständig zum Gegner erklärt, muss sich nicht wundern,
wenn er China irgendwann als Feind bekommt.
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