Ostthüringer Zeitung: Carl D. Goerdeler kommentiert: Chaos in Caracas

Seit einer Woche ist Venezuelas Hauptstadt ein
Schlachtfeld von Protestdemonstrationen und Polizeiaktionen. Drei
Tote sind bislang zu beklagen, Hunderte von Verletzten, ein
Trümmerfeld abgefackelter Autos.

Eine explosive Masse hat sich aufgebaut. Nicolás Maduro, der
Präsident von Gnaden des verstorbenen Comandante Hugo Chávez, sieht
dunkle Mächte am Werk, die Amerikaner, die Faschisten, die
Putschisten und selbst den Ex-Präsidenten Uribe aus dem Nachbarland
Kolumbien. Alle wollen sie die sozialistische Republik, das Paradies
der Arbeiter, zerstören.

Doch vom Paradies haben die Menschen im reichen Ölland bislang
nicht einmal einen Zipfel gesehen. Im Gegenteil: seit der Sozialismus
des 21. Jahrhundert im Land gepredigt wird, geht es bergab, mit
wachsender Geschwindigkeit. Das Geld ist nichts mehr wert, die Läden
sind leer, die Straßen unsicher. Wo aber sind die Öl-Milliarden hin
versickert?

In die Taschen der neuen chavistischen Nomenklatura und in ein
gigantisches Waffenarsenal.

Nicolás Madura macht Hexenjagd auf die Opposition. Ihr Anführer,
Henrique Capriles, setzt auf die Macht der Überzeugung, aber der
Heißsporn Leopoldo López will den Umsturz mit Gewalt; ihm jubeln die
Studenten zu, die sich an die Spitze der Bewegung gesetzt haben.
Wenn der Unmut auf die Vorstädte und Elendssiedlungen übergreift, wo
man bislang Hugo Chávez als Heiligen verehrt, dann könnte Venezuela
in einen Bürgerkrieg schlittern, an dem das Land zerbricht.

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