Ostthüringer Zeitung: Gera als Asyl-Erstaufnahme im Gespräch. Das Thüringer Migrationsministerium bestätigt den offenbar privaten Vorschlag, das ehemalige Wismut-Krankenhaus für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.

Mühlhausen, Rudolstadt, Beichlingen – das sind Orte,
die dem Vernehmen nach auf der Prüfliste des Thüringer
Migrationsministers Dieter Lauinger (Bündnisgrüne) für eine mögliche
dritte Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber stehen. Doch nun
könnte mit Gera erstmals auch eine Großstadt ins Blickfeld rücken.
Das berichtet die Ostthüringer Zeitung (Donnerstagausgabe)

Wie das Ministerium der OTZ auf Anfrage bestätigte, ist direkt bei
der zuständigen Fachabteilung eine E-Mail eingegangen. Der Inhalt,
sinngemäß: Angesichts der heftigen Diskussionen gerade um das als
Aufnahmelager favorisiert Alte Krankenhaus in Rudolstadt gebe es ein
besser geeignetes Objekt am Geraer Stadtrand: 4,2 Hektar groß,
umwaldet, 16 Gebäude mit über 25 000 Quadratmetern Nutzfläche,
bestens in Schuss und ab Mitte des Jahres verfügbar – das ehemalige
Wismut-Krankenhaus, bislang vom SRH-Waldklinikum genutzt. Das Areal
sei „ideal geeignet für Ihren Zweck“, teilt der offenbar kundige
Mail-Verfasser mit.

In Geras Stadtverwaltung, an die das Schreiben auch ging, zeigte
sich man sich unterdessen überrascht. Bislang kenne er diesen
Vorschlag nicht, sagte Pressesprecher Uwe Müller der Ostthüringer
Zeitung. Anfragen des Ministeriums nach einem möglichen Geraer
Standort für eine Erstaufnahmeeinrichtung habe es auch nicht gegeben.
Für das freiwerdende Gelände des ehemaligen Wismut-Krankenhauses
entwickele die Stadt, der die Immobilie gehört, gemeinsam mit der
Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen derzeit Varianten zur
Nachnutzung, im Gespräch ist etwa eine gemischte Nutzung als Wohn,
Arbeits- und Lern-Areal, möglicherweise mit einem
Betriebskindergarten für das benachbarte neue SRH-Klinikum. Und eine
Flüchtlings-Erstaufnahme? „Solche Überlegungen“, erklärt Müller,
„waren bisher nicht im Spiel.“

Im Migrationsministerium geht der Gera-Vorschlag derweil seinen
normalen bürokratischen Gang, wandert von der Fachabteilung zum
Landesverwaltungsamt und zum Liegenschaftsmanagement des Freistaats,
um allüberall durchleuchtet zu werden. Ob das ehemalige
Wismut-Krankenhaus am Ende auf Lauingers Liste kommt, sei derzeit
unmöglich zu prognostizieren, betont sein Sprecher gegenüber OTZ.
Ende März soll die Prüfung aller in Frage kommenden Standorte
abgeschlossen sein, dann wird der Minister in Abstimmung mit der
Staatskanzlei seine Prioritäten verkünden. Bevorzugt werden sollen
Objekte in Bundesbesitz, die der Freistaat für lau übernehmen könnte.

Doch entscheidend dürfte eher das Wirtschaftlichkeitsgebot sein,
das auch die möglichen Umbau- und Betriebskosten in den Blick nimmt.
Und da böte der Standort Gera in einem Punkt schon mal die besseren
Bedingungen im Vergleich zu Rudolstadt: Das Land könnte wie SRH
bislang das Areal pachten statt es in der Saalestadt für einige
Millionen kaufen zu müssen.

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