Ostthüringer Zeitung: Jörg Riebartsch kommentiert: Maut erheben auf Deutsch

Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht (frei
erfundenes, deutsches Sprichwort)?

Gestern hat der Bundestag beschlossen, dass Deutschland eine Maut
bekommt. Darüber muss man sich nicht aufregen. Straßenmaut zu erheben
ist in Europa nicht ungewöhnlich. Manche kassieren sogar doppelt,
beispielsweise Österreich. Wer eine Vignette für die Autobahn hat,
wird dort trotzdem auf vereinzelten Streckenabschnitten noch einmal
zusätzlich um Euros erleichtert.

Mit Vignette zum Aufkleben und einem gelangweilten Kassierer, der
in seinem Häuschen mürrisch die Hand aufhält, ist es in Deutschland
aber nicht getan. Nein! Da muss man schon eine Infrastrukturabgabe
erfinden. Die Vorlage dazu ist dermaßen kompliziert, dass sie allein
52 Seiten Umfang hat.

Fürderhin müssen außerdem 287 Stellen beim Bundesamt für den
Güterverkehr geschaffen werden und 84 Stellen beim
Kraftfahrtbundesamt. Der Unterhalt des elektronischen
Kontrollsystems, ob man die Abgabe auch bezahlt hat, verschlingt im
Jahr etwa 164 Millionen Euro. Nicht zu vergessen die anfänglichen
Investitionen in Höhe von 335 Millionen Euro und noch ein paar
weitere Kleinigkeiten in zweistelliger Millionenhöhe. Die Kosten der
Vignette richten sich nach dem Hubraum und der Umwelt-Einstufung des
Autos. Bei Wohnmobilen gilt das wiederum nicht, da geht es nach
Gewicht.

Hallo, gehts noch?

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