Die EU-Diplomatie hat im Falle der Ukraine keine 
Meisterleistung abgeliefert. Der Auswärtige Dienst der EU unter der 
Britin Ashton hat sich durch das Lavieren des Präsidenten 
Janukowitsch ebenso in die Irre führen lassen wie die Ost-Experten in
den Hautpstädten. Über dem Stolz über das fertig ausgehandelte 
Partnerschaftsabkkommen, vermeintliches Königsinstrument der 
West-Anbindung der Ukraine, wurde eine eingehende politische 
Bonitätsprüfung des Mannes Janukowitsch versäumt. Die 
Entschlossenheit Putins hat man unterschätzt, die Bindung der Ukraine
an Russland ignoriert. Eine politisch, historisch und ökonomisch 
komplexe Situation wurde auf eine simple Entscheidung zwischen Ost 
und West reduziert. Die operative Ebene, die Arbeitsbienen in Ashtons
Apparat, waren zufrieden, den Text des Abkommens unter Dach und Fach 
gebracht zu haben. Ihre politische Führung sah keine Notwendigkeit, 
mehr Interesse zu investieren. Man hat dem Thema nicht genügend 
Aufmerksamkeit gewidmet. Das Resultat hat Außenminister Steinmeier 
auf der Münchner Sicherheitskonferenz treffend gekennzeichnet: 
Pulverfass mit brennender Lunte. Dennoch sind die Ratschläge, die 
jetzt von allen möglichen Schlaumeiern angeboten werden, genauso 
ignorant wie die zweidimensionale Betrachtungsweise der 
EU-Diplomatie. Weder werden Sanktionen Janukowitsch und die Seinen in
die Knie zwingen, noch kann man das Land auf Westkurs bringen, indem 
man die zugesagten Hilfen radikal hochfährt und sich mit Putin auf 
einen Geber-Wettbewerb einlässt. Gefragt ist vielmehr eine Strategie,
die der Verwobenheit der Ukraine mit Russland Rechnung trägt. Wenn es
stimmt, dass beide sich zueinander verhalten wie Schottland zu 
England, dann folgt daraus nicht, dass Moskau ein Vetorecht hätte 
über die Zukunft der vormaligen Sowjetrepublik. Es folgt aber, dass 
es nicht reicht, sich allein mit Kiew ins Benehmen zu setzen. „Über 
zweiseitige Angelegenheiten verhandeln wir nicht zu dritt“, sagen die
Brüsseler Diplomaten. Das ist im Falle Ukraine borniert.
Pressekontakt:
Ostthüringer Zeitung
Redaktion Ostthüringer Zeitung
Telefon: +49 3447 52 59 70
redaktion@otz.de
Weitere Informationen unter:
http://