Ost-Beauftragter der Bundesregierung, wie stolz das
klingt. Gibt–s eigentlich auch einen West-Beauftragten? Einen, der
sich endlich mal so hinreißend um die Schlaglöcher in
Nordrhein-Westfalen kümmert wie sein Kollege um die angebliche
Vergoldung von Wasserhähnen in Jena und Dresden.
In unserem wunderbaren ganzen gesamtdeutschen Beauftragtenwesen
wird oft vergessen, dass es in aller Regel für die meisten Aufgaben
schon jemanden anderen gibt, der genau für die Erledigung dieser
Aufgaben bereits bezahlt wird. Warum also ein zweites Mal Geld
ausgeben, das bekanntlich knapp ist und an anderer Stelle sinnvoller
eingesetzt werden könnte.
Man muss schon lange nachdenken, welche blühende Landschaft im
Osten, welcher Aufschwung originär auf das segensreiche Wirken des
Ostbeauftragten der Bundes- regierung zurückzuführen ist. Autobahnen
lässt das Verkehrsministerium bauen. Renten zahlt die Bundesanstalt
auch ohne Zutun aus, wobei an der Benachteiligung von in der DDR
geschiedenen Frauen kein Herr Bergner und keiner seiner Vorgänger
etwas geändert hat. Firmenansiedlungen beschließt letztlich der
Chef, wobei Ministerpräsidenten in Ost und West gleich welchen
Parteibuchs gern mit Fördergeld nachhelfen.
Mag sein, dass unmittelbar nach 1989/90, als die Menschen zwischen
Rostock und Suhl den Sozialismus abwählten, ein Ost-Beauftragter
zumindest den Sinn hatte, den Brüdern und Schwestern im Westen zu
erklären, warum der Osten so tickt, wie er tickt. Aber nun, rund 23
Jahre später wird der Posten immer mehr zum bloßen Versorgungsjob.
Eine neue Bundesregierung, in welcher Zusammensetzung auch immer,
ist beauftragt genug, sich um das ganze Land zu kümmern.
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