Ostthüringer Zeitung: Kommentar zu Christian Wulff Schwacher Charakter

Bundespräsident Christian Wulff will nicht auf sein
Amt verzichten. Ist das nun eine gute oder eine schlechte Nachricht?
Volkes Meinung dazu ist gespalten. 46 Prozent sind laut einer Umfrage
für den Rücktritt, ebenso viele für den Verbleib im Amt.
Überraschenderweise wollen vor allem die Ostdeutschen Wulff weiter
als Bundespräsident sehen. Dabei hatte doch mit Joachim Gauck einer
von ihnen gegen den Niedersachsen kandidiert. Offenkundig aber ist
eine zweite Chance für Gauck keine Option für die Mehrheit der
Ostdeutschen. Doch nicht Gauck steht heute zur Diskussion, sondern
Wulff. Der ist dem höchsten Amt im Staate offensichtlich nicht
gewachsen, sondern der schwächste Präsident in der Geschichte der
Bundesrepublik. Über Heinrich Lübke wird ja heute noch gewitzelt.
Doch der delirierte seine ungewollten Bonmots in hohem Alter mit
nachlassenden Kräften. Wulff hingegen steht im besten Mannesalter,
hatte als niedersächsischer Ministerpräsident keine schlechte Figur
gemacht. Smart trat er auf, modern, auch klug. Fast nichts davon hat
er ins Schloss Bellevue gerettet. Mit dem höchsten Amt im Rücken
enttäuscht er durch Kleinlichkeit, gedeckelte Offenheit und, ja, auch
durch den Gebrauch des großen Bonus, nahe am Missbrauch, für
persönliche Fehltritte. Einfach nur peinlich für einen Mann, der
durch Vorbild und die Macht des Wortes dem Land und seinen Menschen
Führung, Zuversicht und Vertrauen geben soll. Wer kann Christian
Wulff heute noch ernst nehmen, wer ihm vertrauen? Er wird sich durch
seine Amtszeit schleppen, weil die, die ihn stützen, die Konsequenzen
einer vorzeitigen Neuwahl scheuen. Das ist, ganz klar, keine gute
Nachricht.

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