Von Tino Zippel
Stadtroda. Zu einem schweren Zwischenfall ist es im
Maßregelvollzug in Stadtroda (Saale-Holzland-Kreis) gekommen,
berichtet die Ostthüringer Zeitung (Dienstagausgabe). Bereits Anfang
März hatte ein Patient eine Chefärztin und einen Oberarzt mit einem
Messer attackiert und dabei verletzt, bestätigte Uwe Büchner vom
Thüringer Sozialministerium in Erfurt auf Anfrage der Ostthüringer
Zeitung.
Ein Gericht hatte den heute 36 Jahre alten, psychisch kranken Mann
im Jahr 2008 wegen versuchten Totschlags, gefährlicher und schwerer
Körperverletzung eingewiesen. Zunächst war er in Hildburghausen
untergebracht und wurde 2011 nach Stadtroda in die Forensische
Psychiatrie des Asklepios Fachklinikums verlegt. Der Patient habe
sich bereits bewährt gehabt und deshalb auf der Rehastation befunden,
auf der er in den Genuss von Lockerungen kam. Laut Klinikum bestand
kein Hinweis auf psychotisches Erleben und keine aggressiven
Tendenzen. Der Mann sei durch seinen guten Umgang mit dem
Pflegepersonal aufgefallen.
Bis zum 3. März: Nach der Chefvisite habe der Mann unter Aufsicht
einer Schwester einen Salatkopf geschnitten. Plötzlich jedoch habe er
die Frau bedroht. „Er hat sie am Nacken gepackt und die Herausgabe
des Sicherheitsschlüssels gefordert“, berichtet Büchner. Die Frau
habe sich jedoch aus dem T-Shirt winden können und so aus den Fängen
des Patienten befreit. Der Mann sei auf den Gang gestürmt und habe
die Chefärztin sprechen wollen. Schließlich sei er gezielt mit dem
Messer auf die Frau losgegangen. Ein Oberarzt habe ihn abhalten
wollen und dabei genau wie die Frau Schnittwunden erlitten. „Die
Verletzungen waren aber nicht schwer“, sagt Büchner.
Unter hohem Personaleinsatz sei es schließlich gelungen, den Mann
zu überwältigen und das Messer abzunehmen. Ärzte und Pflegekräfte
haben ihn sofort fixiert, geht aus dem internen Bericht hervor, den
die Klinik direkt nach dem Vorfall ans zuständige Sozialministerium
geschickt habe. „Tags darauf ist der Patient nach Mühlhausen verlegt
worden. Die Lockerungen bestehen nicht mehr“, sagt der
Ministeriumssprecher.
Besser ist es: So war es dem Mann beispielsweise erlaubt, zwei
Stunden mit Begleitung ins Zentrum von Stadtroda zu gehen und
Einkäufe zu erledigen. Passiert war bei den Ausflügen nichts.
Die Attacke erinnert jedoch stark an den Fall Frank Schmökel: Der
Gewalttäter nutzte im Jahr 2000 einen Besuch bei seiner Mutter in
Strausberg zur Flucht, wobei er die Mutter und den begleitenden
Pfleger mit Messerstichen schwer verletzte. Eine Woche später
erschlug er einen Rentner in einer Laubenkolonie, in der er sich
versteckt hielt. Fünf Tage später stellten die Suchtrupps den Mann,
der bereits in der Vergangenheit mehrfach ausgebrochen war.
Anschließend wurden die Bestimmungen für den Maßregelvollzug
deutschlandweit verschärft.
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