Ostthüringer Zeitung: Miguel Sanches kommentiert: Die Macht des Faktischen

Die Krim ist für die Ukraine verloren. Es spricht
wenig dafür, dass Wladimir Putin Angst vor der eigenen Courage
bekommt und seinen Griff lockert. Er wird auf ein Referendum pochen,
das eine Farce ist, aber einen Zweck halbwegs erfüllt: Eine
Begründung für den Anschluss der Halbinsel an Russland.

Präsident Putin könnte sich danach sogar auf Gespräche einlassen,
dann freilich zu seinen Bedingungen. Der Mann hat ein Ziel erreicht:
Er ist ein Machtfaktor; man hat Russland wieder auf der Rechnung. Was
immer die nächste Regierung in Kiew tun oder lassen wird, sie wird
sich doch eine Frage stellen müssen: Was bedeutet das für Russland?

Die Bemühungen im Westen zielen darauf ab, den politischen Preis
für den russischen Präsidenten in die Höhe zu treiben und eine rote
Line zu schützen. Das ist der Osten der Ukraine, das ist nicht mehr
die Krim.

Man kann die Schwäche des Westens beklagen. Man kann es auch sein
lassen. Die Bevölkerung will keinen ernsthaften Konflikt mit
Russland. Darüber hinaus hat die Wirtschaft Interessen. Die Krise in
der Ukraine hat das Potenzial, zu eskalieren und auch die Wirtschaft
zurückzuwerfen. Deutschland ist eine Wirtschaftsmacht, Kanzlerin
Angela Merkel vertritt deutsche Interessen. Sie wird sich nicht
überheben. Der Westen wird einige Sanktionen verhängen; es ist eine
Frage der Selbstachtung. An der Macht des Faktischen ändern sie
nichts.

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