Ostthüringer Zeitung: Nächste Insolvenz droht: Geraer Verkehrsbetriebe. Krisensitzung des Aufsichtsrates am Mittwochabend findet keine Rettung.

Nach der bundesweit offenbar einmaligen Insolvenz der
Stadtwerke Gera AG droht wenige Tage danach der Tochtergesellschaft
Geraer Verkehrsbetriebe (GVB) das gleiche Schicksal. Das berichtet
die Ostthüringer Zeitung (Donnerstagausgabe.)

Zur Zukunft der GVB gab es am Mittwochabend eine
dreieinhalbstündige Krisensitzung des Aufsichtsrates. Dessen Chef,
Stadtrat Bernd Leithold (Linke,) sagte danach gegenüber der
Ostthüringer Zeitung, dass die Firma am Donnerstag Insolvenz beim
Amtsgericht beantragen wird.

Die insolvente Stadtwerke Gera AG als Alleingesellschafter kann
eine sechsstellige Summe für Personal und Kraftstoff nicht
aufbringen.

Geras Oberbürgermeisterin Viola Hahn (parteilos) sagte gegenüber
der Ostthüringer Zeitung, GVB-Geschäftsführer Thalmann habe gegen
Mittwoch Mittag per Fax eine Patronatserklärung der Stadt gewünscht.
Diese habe sie aber nicht unterschreiben können. Dazu sei ein
Stadtratsbeschluss nötig, der in der Kürze der Zeit nicht möglich
gewesen wäre. Außerdem, so Hahn, bekomme die Stadt selbst keine
Kredite mehr. In früheren Stellungnahmen hatte die
Oberbürgermeisterin versichert, dass auch bei einer GVB-Insolvenz
Busse und Bahnen in Gera fahren würden.

Unterdessen läuft der Betrieb der anderen
Stadtwerke-Beteiligungen weiter. Die Mitgesellschafter halten sich
aber bedeckt, ob sie die Anteile komplett übernehmen wollen. GDF Suez
ist zu 49,9 Prozent an der Energieversorgung Gera beteiligt,
die in der Vergangenheit die größten Überschüsse eingefahren hat. Im
Jahr 2012 lag das Betriebsergebnis nach Steuern bei drei Millionen
Euro.

„Wir halten das Unternehmen für werthaltig und zukunftsfähig. Die
Finanzierungsstruktur der EGG muss nach der Insolvenz der Stadtwerke
Gera neu geordnet werden“, sagt Alexa Schröder, Sprecherin der GDF
Suez Energie Deutschland AG, gegenüber der Ostthüringer Zeitung.
„Dabei sollten die Interessen der Energieversorgung Gera, ihrer
Mitarbeiter und der Kunden im Vordergrund stehen.“ Auf die Frage, ob
GDF Suez die 50,1 Prozent der Stadtwerke übernehmen würde, antwortet
sie: „Es gibt verschiedene Szenarien, wie die Energieversorgung Gera
neu aufgestellt werden kann.“ Gespräche liefen. „Der Anbieter war in
den vergangenen Jahren mehrfach Toplokalversorger für Strom und Gas.
Wir sind zuversichtlich, dass das auch so bleiben wird.“

Veolia hält sich bedeckt, ob Interesse an den 50,1 Prozent der
Stadtwerke am gemeinsamen Abfallentsorger Geraer Umweltdienste
besteht. „Wir beobachten die Situation genau und stehen in Kontakt
mit dem Insolvenzverwalter“, sagte Sprecher Matthias Kolbeck
gegenüber der Ostthüringer Zeitung.

Sehr zurückhaltend reagierte auch die Sparkasse Gera-Greiz auf die
Anfrage der Ostthüringer Zeitung: Informationen aus
Stadtwerke-Kreisen zufolge steht der Konzern nicht nur bei
deutschlandweit aktiven Großbanken in der Kreide, sondern auch bei
einem regionalen Kreditinstitut. „Es gehört zu unserem
Selbstverständnis, dass Informationen über unsere Kunden unseren
Vertrauensschutz genießen“, antwortete Wolfgang Reichert,
Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gera-Greiz. „Auch wenn wir ein
gewisses öffentliches Interesse aus aktuellem Anlass durchaus
erkennen, werden wir zu Ihren Fragen keine Auskunft geben. Darüber
hinaus genießen die in Ihrer Anfrage genannten Unternehmen den Schutz
des Bankgeheimnisses.“

Von der Ostthüringer Zeitung gestellt waren die Fragen, wie die
Sparkasse Gera-Greiz von der Insolvenz der Stadtwerke Gera AG
betroffen ist, in welcher Größenordnung die Stadtwerke und ihre
Töchter Verbindlichkeiten bei dem Institut haben und welche
Auswirkungen ein möglicher Ausfall der Kredite auf das Ergebnis der
Sparkasse Gera-Greiz hat.

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