Ostthüringer Zeitung: Stasi-Professor weiter auf Gehaltsliste – Friedrich-Schiller-Universität Jena stimmt außergerichtlichem Vergleich mit Mathematiker zu

Der enttarnte Stasi-Professor der
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Thomas R., steht weiter auf der
Gehaltsliste der Hochschule, berichtet die Ostthüringer Zeitung
(Freitagausgabe). Er einigte sich mit der Uni, dass sein
Arbeitsverhältnis erst am 31. Juli 2013 endet. Einen entsprechenden
Vergleichsbeschluss erließ das Arbeitsgericht Jena im August.

Bei der turnusmäßigen Stasi-Überprüfung in der Nachwendezeit hatte
sich kein Hinweis auf eine inoffizielle Mitarbeiterschaft ergeben. R.
arbeitete auf einer außerplanmäßigen Professur im
Angestelltenverhältnis. Im Januar war bekannt geworden, dass er zu
DDR-Zeiten in der Auslandsspionage tätig war. Die
Stasi-Unterlagen-Behörde hatte Hinweise darauf in rekonstruierten
Akten gefunden, die in der Wendezeit geschreddert worden waren.
Demnach nahm er die Identität eines West-Berliners an, um nach
Skandinavien zu reisen. Dort besorgte er Forschungsergebnisse für
Elektronik und Medizintechnik.

Die Jenaer Universität leitete nach Bekanntwerden der Vorwürfe
eine Untersuchung ein. Ende Juli hatte die Hochschule verkündet, der
Professor sei „mit sofortiger Wirkung von der Verpflichtung zur
Arbeit unwiderruflich freigestellt“. Allerdings gab es keine Angaben
darüber, dass im Hintergrund Vergleichsverhandlungen laufen.

Wie Recherchen der Ostthüringer Zeitung ergaben, hatte die Uni
zunächst versucht, einen Aufhebungsvertrag mit dem Professor zu
schließen. Jenen unterzeichnete der 60-Jährige am 27. Juni auch,
reichte aber kurz darauf eine Klage beim Arbeitsgericht ein. Er sei
mit der Androhung einer fristlosen Kündigung zur Unterschrift
gezwungen worden, gab er in seiner Anfechtung an. Die Anwältin des
Professors schlug aber eine gütliche Einigung vor.

„Einen entsprechenden Vergleich haben sowohl Kläger als Beklagte
angenommen“, sagt der Direktor des Jenaer Arbeitsgerichtes, Thomas
Hanke. Den Beschluss, das Arbeitsverhältnis zum 31. Juli 2013 zu
lösen, fertigte das Gericht am 13. August. Zu Details der Einigung
wollte sich die beauftragte Anwaltskanzlei aus Gera mit Verweis auf
den Datenschutz nicht äußern.

Die Universität unterstreicht ihre harte Linie. „Der Professor ist
unwiderruflich freigestellt und nicht mehr in den Lehrbetrieb
einbezogen“, sagte Sprecherin Ute Schönfelder. Er sei auch raus aus
dem Institut. „Fest steht: Die Universität hat einen Schlussstrich
gezogen.“

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