Es ist jetzt die stille Phase des Thüringer
Wahlkampfs. Wer konnte und durfte, hat noch schnell ein paar Tage
Urlaub genommen. Wer sich das nicht gönnt, tingelt durchs Land und
redet mit den Leuten. Und ansonsten redet in der Politik gerade jeder
mit jedem.
Das ist eine recht nützliche Übung, auch wenn sie an die
Verteilung des sprichwörtlichen Fells erinnert, wenn der Bär noch gar
nicht erlegt ist. Nützlich deshalb, weil die Akteure freilich jetzt
schon wissen, wem sie nach dem Wahlgang am 14. September
gegenüber sitzen werden. Gut, wenn man vorher schon weiß, wie der
oder die andere tickt.
Rein rechnerisch reichte es schon vor fünf Jahren zur Ablösung
der „ewigen“ Regierungspartei CDU. Rot-Rot hätte im Landtag eine
Stimme Mehrheit gehabt. Doch „wir waren darauf nicht vorbereitet,
alle beide nicht“, stellt der linke Spitzenkandidat Bodo Ramelow
rückblickend fest. Da ist ihm nicht zu widersprechen.
Und jetzt? Es hat sich etwas verändert in den fünf Jahren. Die
alte Abneigung vieler Bürgerbewegter in der SPD gegen die Vertreter
des alten Systems bei den Linken ist immer noch da. Aber bei den
Kommunalwahlen in dieser Legislaturperiode entdeckten die
Sozialdemokraten: Es geht was, wenn die Sache mit den Linken
abgesprochen wird. Das ist der eigentliche Boden, den die Thüringer
CDU verlor.
Ihre Abhängigkeit vom Wohlwollen der SPD kann schon fast Mitleid
erregen. Die Sozialdemokraten sind der einzig verbliebene Partner für
den Machterhalt. Mit der FDP rechnet CDU-Spitzenfrau Christine
Lieberknecht nicht mehr. Und der AfD, dem größten Unsicherheitsfaktor
bei der kommenden Wahl, hat sie schon eine Absage erteilt. Insgeheim
müsste Lieberknecht sich wünschen, dass die AfD in den Landtag
einzieht. Das könnte Rot-Rot die Mehrheit verderben.
Bleiben die Grünen. Die scheuen erkennbar davor zurück, in einer
fraglos wackligen Linke/SPD-Koalition mitzumachen. Das gibt der CDU
Gelegenheit, sich wenigstens theoretisch mit Grün ein bisschen
aufzuhübschen.
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