Ostthüringer Zeitung: Wolfgang Schütze kommentiert: Herr H. im „Brownhouse“

Das Ballhaus Watzke in Dresden, seit 1900
wunderschön an der Elbe gelegen, fällt gerade in den Bewertungen
zurück. Grund: Die Geschäftsführung gab der Jungen Alternative,
Kampfreserve der AfD, am Dienstag den Saal frei. Und damit Björn
Höcke eine Plattform, beschützt von einer Art „Putztruppe“ der
Pegida.

Im Internet werden nun Vergleiche zum Hofbräuhaus 1920 in München
und Hitler gezogen; einer wandelte den Namen des Brauhauses im eher
arbeiter-geprägten Dresdner Stadtteil Mickten sogleich in
„Brownhouse“.

Muss man die Wirtshausbrauerei in Dresden jetzt bedauern? Nein,
muss man nicht. Die Geschäftsführung hätte wissen können, wer dieser
Herr H. ist: Ein in Thüringen umgehender „Apparatschik“, immer
bereit, die Toleranzgrenze der demokratischen Gesellschaft
auszutesten. Immer bereit, Anhänger und Mitläufer mit Anlehnungen an
die nationalsozialistische Unzeit in totale Stimmung zu versetzen.
Und die anderen, die politischen Gegner, in helle Empörung.

Auch jetzt wieder läuft es wie im Strategiepapier der AfD
beschlossen: Führer*in prescht vor; treten die zu erwartenden
Reaktionen ein, wird dementiert, abgewiegelt, notfalls ein bisschen
zurückgerudert. Und dann folgt die nächste Provokation.

Dass Höcke ausgerechnet am Tag der Urteilsverkündung zum
NPD-Verbotsantrag seine neueste Brandrede hielt, mag Zufall sein.
Inhaltlich jedoch ist es Kalkül. Das Häuflein der versprengten
Neonazis, dem höchstrichterlich bescheinigt wurde, zu schwach zu
sein, um seine verfassungsfeindlichen Ziele durchzusetzen, muss doch
neues Leben eingehaucht werden, nicht wahr? Also her mit dem
deutsch-nationalen Rückenmark!

Die AfD ist kein homogener Block. Wie die internen
Auseinandersetzungen innerhalb ausgehen, ist offen. Aber klar ist
jetzt: Wer Höcke wählt, könnte auch gleich NPD wählen. Und: 2017 ist
nicht 1933 – heute kann keiner mehr sagen, er hätte es nicht
gewusst.

Pressekontakt:
Ostthüringer Zeitung
Redaktion Ostthüringer Zeitung
Telefon: +49 (0) 365  / 77 33 11 13
redaktion@otz.de

Original-Content von: Ostth?ringer Zeitung, übermittelt durch news aktuell