Ostthüringer Zeitung: Wolfgang Schütze kommentiert: Pulver-Attacken – wer steckt dahinter?

Einmal ist keinmal, sagt der Volksmund. Aber wenn
gleich in mehreren Justizeinrichtungen in ganz Deutschland und beim
Thüringer Verfassungsschutz Postsendungen mit zunächst unklarem
Pulverinhalt eintreffen, dann fällt es schwer, an Zufall zu glauben.

Was hinter den Vorfällen steckt, lässt sich derzeit noch nicht
beantworten. Die Ermittlungen in den einzelnen Orten haben gerade
erst begonnen. Auch für das Bundeskriminalamt scheint so eine Häufung
neu zu sein.

Man kann zum jetzigen Zeitpunkt nur Vermutungen über die
Urheberschaft anstellen: Ein so genannter Dummerjungenstreich ist
immer möglich, auch wenn das Ergebnis schon weit über eine Lappalie
hinausgeht. Denn – wie beim missbräuchlichen Benutzen von
Notrufmeldern – riskieren die Verursacher, dass sie für den Aufwand
der Einsatzkräfte zur Kasse gebeten werden. Mindestens.

Dass die Pulver-Attacken gestern überwiegend Justizbehörden
betrafen, macht einen Verdacht allerdings naheliegender: Es könnte
jemand dahinterstecken, der in besonderer Weise mit diesen
Einrichtungen ein Problem hat: Weil er dort verurteilt wurde, weil
dort grundsätzliche Entscheidungen gefällt werden, die das Leben in
Deutschland bestimmen. Weil Gerichte und Verfassungsschutz Teil der
bundesdeutschen Wirklichkeit sind, die zum Beispiel von
Reichsbürgern unter fadenscheinigen Vorwänden nicht akzeptiert wird.

Die Erinnerung an Attentate per Post wie zum Beispiel gegen den
damaligen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk lässt jedoch auch an
Extremisten und Terroristen denken. Wollte da jemand testen, wie die
deutschen Sicherheitsbehörden reagieren? Wollte da jemand
herausfinden, wie man wo welchen Schaden anrichten kann?

Ob nur Puderzucker oder nicht – die sehr wahrscheinlich
konzertierte Aktion von gestern soll ganz unzweifelhaft Menschen
verunsichern, Angst schüren. Deshalb ist es wichtig, Ruhe zu bewahren
und zugleich zügig die Täter zu ermitteln und hart zu bestrafen.

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