Ostthüringer Zeitung: Wolfgang Schütze kommentiert: Rente mit 63/Angebot erzeugt Nachfrage

Gewöhnlich geht es anders herum: Wird in der
Wirtschaft eine Nachfrage erfühlt, findet sich meistens jemand,der
das Bedürfnis stillt. Nicht selten hilft er durch Werbung nach.

Nun hat die Rente mit 63 auch etwas mit Wirtschaft zu tun, vor
allem aber mit Politik. Und wenn sich die – übrigens frei gewählte –
Große Koalition dazu entschließt, Frauen und Männern in diesem Alter
ein Angebot zu machen, dann ist es keine Sensation, wenn der
Zuspruch stetig steigt.

Rund 50 000 Anträge in einer Woche, ist das viel, ist das
wenig? Die Rentenversicherung hat recht damit, dass es für eine
Bewertung noch zu früh ist. Soviel lässt sich aber schon sagen: Das
große Tamtam, das in der Großen Koalition in Berlin um die Rente mit
63 gemacht wurde, gehört zum üblichen Politbetrieb. Die
Arbeitnehmer allerdings, die nach 45 Beitragsjahren auch ohne das
neue Gesetz in Rente gegangen wären, brauchten den Trommelwirbel vom
Politik und Gewerkschaften nicht.

Ein festes Datum für den Renteneintritt hat ein paar Vorteile,
aber auch unübersehbare Nachteile. Zu viele Leute, die vor lauter
Krankheit eigentlich schon gar nicht mehr arbeiten können, schleppen
sich dem festgelegten Datum entgegen. Weil sie sich die Abschläge
nicht leisten können, wenn sie eher gehen. Und es ist ja auch nicht
gerecht, das nicht nur für einige Jahre vorgezogene Rentenzeit
Abschläge erhoben werden, sondern für den gesamten Rest der
Lebenszeit. Das freilich gibt der Pharmaindustrie Gelegenheit, erneut
über Angebot und Nachfrage nachzudenken.

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