Ostthüringer Zeitung: Wolfgang Schütze kommentiert: Satiren, die das Leben schreibt

Satire ist, wenn die islamistischen Mörder von
Karikaturisten ausgerechnet in eine Druckerei flüchten.

Satire ist, wenn bei der Demo der Präsident jenes Landes nicht
mitmarschiert, das mit einem fragwürdigen Krieg im Irak Moslems in
aller Welt in Harnisch brachte.

Satire ist, wenn zwar nicht alle, aber doch unüberhörbare
Pegida-Anhänger wochenlang in Dresden schreien: „Lügenpresse, halt
die Fresse!“ und gestern mit Trauerflor der toten
Redaktionsmitglieder aus Frankreich gedenken wollten.

Satire ist, wenn Pegida-Anhänger den Namen „Patriotische Europäer
gegen die Islamisierung des Abendlandes“ selbst so verhohnepipeln,
dass in Leipzig, bei der „Legida“ die „Patrioten“ gar nicht mehr
vorkommen.

Satire ist, wenn das Ordnungsamt der Messestadt zunächst
verbietet, Mohammed-Karikaturen bei der Demo zu zeigen, weil das ja
provozieren könne und so im vorauseilenden Gehorsam einen schweren
Eingriff in die Meinungsfreiheit vornimmt. Wogegen sich in Paris
tags zuvor gerade Millionen Menschen gewandt hatten.

Satire ist, wenn Pegida-Anhänger sich mit Recht dagegen
verwahren, alle über einen Nazi-Kamm geschoren zu werden, aber weit
weniger laut protestieren, wenn in Suhl Rechtsextremisten an der
Spitze stehen.

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