Ostthüringer Zeitung: Wolfgang Schütze kommentiert: Schaden im Maschinenraum. Zum Rücktritt des Thüringer Staatskanzleiministers Gnauck

Christine Lieberknecht mag offenbar starke Bilder.
Als die Ministerpräsidentin Jürgen Gnauck zurück in die
Staatskanzlei holte, nannte sie ihn einen „Mann für den
Maschinenraum“.

Nun ja. So richtig stimmig schien das von Anfang an nicht: Hier
ein smarter Mensch in Schlips und Kragen und da die Vorstellung von
schwerem Schraubenschlüssel und tropfender Ölkanne.

Der Jurist sei ein „exzellenter Verwaltungsfachmann, der gute
Arbeit geleistet hat“, sagte ihm seine Chefin zum Abschied nach.
Nach innen, in Bezug auf die Staatskanzlei, mag das so sein. Nach
außen aber bleibt ein anderes Bild: Affären, Ermittlungen und
Debatten, die an der Lebenswirklichkeit der allermeisten Thüringer
vorbeigehen. Gnauck hat gründlich aufgeräumt mit der Erwartung, der
brave Mann denke an sich selbst zuletzt. Es ist gut möglich, dass
alles, was er tat, sich als legal erweist. Aber wer zu oft den
Anschein erweckt, er reize alles aus und nehme mit, was geht, wird
irgendwann nicht mehr erhört, wenn er ruft: Es ist nicht so wie es
aussieht!

Mit seinem Rücktritt hat Gnauck der Thüringer CDU einen letzten
Gefallen getan, und die Opposition hat ihren besten Mann verloren. Ob
das für die Union reicht, zerdeppertes Vertrauen bis zur
Landtagswahl wieder aufzubauen, entscheiden die Wähler. Die
Zeit von Politiker-Typen wie Gnauck ist jedenfalls jetzt schon
vorbei.

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