Ostthüringer Zeitung: Wolfgang Schütze kommentiert: Ungenießbare Salami-Taktik

Dass Thüringens Umwelt- und Landwirtschaftsminister
Jürgen Reinholz (CDU) ganz fix wäre, kann ihm diesmal wirklich keiner
nachsagen: Vorigen Freitag noch mochte es ihn so gar nicht
interessieren, was sein Zentralabteilungsleiter in seiner Freizeit
treibt. Reinholz brauchte ein ganzes Wochenende und möglicherweise
Nachhilfen, um zu erkennen, dass es einen Unterschied zwischen
juristischen und moralischen Kategorien gibt. Rein rechtlich ist es
wohl nicht zu beanstanden, dass der Ex-Staatsanwalt im Dezember in
Botswana einen Elefanten schoss. Gegen Geld. Verboten wurde das erst
nachher. Moralisch hingegen war der Stab über den Mann gebrochen.
Denn mit für Artenschutz zuständig sein und sich dennoch als
Großwildjäger feiern lassen, das geht nicht zusammen. Und passt auch
nicht zu Anforderungen, die an Beamte gestellt sind. Wenn der
Zentralabteilungsleiter das schon nicht fühlte, dann hätte es
wenigstens der Minister fühlen müssen. Aber Reinholz schwieg oder
kanzelte ab. Dann – nach einiger Zeit – versetzte er den Beamten an
eine Stelle, für die er anscheinend nicht qualifiziert ist. Danach
gab es wieder eine Denkpause, und dann wurde wieder eine
Salami-Scheibe abgeschnitten: Der Elefantenjäger wurde gestern
beurlaubt. Morddrohungen gegen den Beamten sind ganz ohne Zweifel ein
untaugliches Mittel, Kritik an dessen Verhalten zu äußern. Dass auch
sein Minister wieder zur geschätzten Ruhe kommt, ist weniger
wahrscheinlich. Denn seine Chefin, Christine Lieberknecht, wird kaum
wollen, dass ihr und der CDU die nächste Affäre die Wähler-Stimmung
im Land verhagelt.

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