Paradigmenwechsel in der Nachrichtentechnik

Damit gehen hohe Anforderungen an die verfügbaren Bandbreiten einher. Auch die Zuverlässigkeit der eingesetzten Systeme, ihre Skalierbarkeit, ihre Interoperabilität und die Kosteneffizienz gehören zu den gegenwärtigen Herausforderungen. Die aktuellen Trends auf diesem Sektor standen im Fokus der 11. Fachtagung über photonische Netze, zu der die Informationstechnische Gesellschaft im VDE (ITG) internationale Experten nach Leipzig eingeladen hatte.

Über den Energieverbrauch von Telekommunikationsnetzen und Möglichkeiten zu dessen Reduzierung referierte Christoph Lange von der Deutschen Telekom AG. „Vor dem Hintergrund der öffentlichen Diskussion zu Nachhaltigkeit und Klimawandel – aber auch unter dem Aspekt der für den Netzbetreiber anfallenden Energiekosten – wird in jüngster Vergangenheit dem Energieverbrauch von Telekommunikationsnetzen wachsende Aufmerksamkeit zuteil“, argumentierte Lange. In seinem Vortrag machte er deutlich, dass insbesondere die Heimnetze einen Großteil der Energie verbrauchen.

In dem von Lange skizzierten Szenario haben die mit der Anzahl angeschlossener Teilnehmer skalierenden Zugangsnetze auf Grund der weit im Feld verteilten aktiven Netzelemente einen signifikanten Anteil am Gesamtenergieverbrauch von Telekommunikationsnetzen. „Ein viel versprechender Ansatz zur Reduzierung des Energieverbrauchs ist der lastadaptive Betrieb von Telekommunikationsnetzen“, erklärte Lange. Messungen an prototypisch zugänglichen Netzelementen hätten ein hohes Energie-Einsparpotenzial bestätigt. Es seien jedoch weitere Anstrengungen erforderlich, um das Konzept im dynamischen Betrieb in universelle Telekommunikationsnetze einzubinden.

Erster Superchannel für 1.2 Tb/s realisiert
Die superschnelle Übertragung von Daten mit Hilfe so genannter „Superchannel“ war das Thema von Fred Buchali von Alcatel Lucent Germany. Buchalis Angaben zufolge wurde die Eignung verschiedener Übertragungstechniken für die nächste Generation der Übertragungssysteme bei 112 Gb/s im 50 GHz WDM Kanalraster in jüngster Vergangenheit intensiv untersucht. Nunmehr sei es Acatel Lucent gelungen, den ersten Superchannel mit einer Übertragungsrate von 1.2 Tb/s zu generieren. Dieser Superchannel habe auf 120 Gb/s OFDM Unterbändern basiert. Das Orthogonal Frequency Division Multiplex (OFDM) Verfahren ist eine äußerst Bandbreiten-effiziente Funktechnik, die ein wesentlich geringeres Frequenzband benötigt als Frequenzmultiplex (FDM). Als optische Träger für die 120 Gb/s Signale wurden frei laufende Laser eingesetzt.
Über die neuesten Forschritte auf dem Weg zu transparenten EU-Kernnetzen mit adaptiven OFDM Transpondern berichtete Axel Klekamp von Alcatel Lucent anläßlich der Fachtagung. „Größere Flexibilität, höhere Verkehrskapazität mit mehr optischer Transparenz zusammen mit niedrigeren Kosten sind einige Anforderungen an zukünftige optische Netze“, argumentierte der Experte.
Konkret wurden am Beispiel eines EU-weiten Kernnetzes die Anzahl der benötigten Transponder und DWDM-Kanäle für ein adaptives Netz bestehend aus Bitraten-variablen OFDM Transpondern auf der einen und reinen 40 Gb/s Transpondern auf der anderen Seite untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, dass sich im Vergleich zu reinen 40 Gb/s Transpondern und Regeneratoren die Anzahl der Transponder bzw. Regeneratoren um bis zu 38 % und die Anzahl der benötigten Wellenlängen um bis zu 25 % reduzieren lässt.
Zukunftssicherer Aufbau von FTTH-Netzen
Der zukunftssichere Aufbau von „Fiber To The Home“ (FTTH)-Netzen war das Thema eines Vortrags von Frank Geilhardt von der Deutschen Telekom AG. Zu Beginn seiner Ausführungen machte Geilhardt deutlich, dass der Aufbau von FTTH-Netzen mit erheblichen Kosten verbunden sei. Von entscheidender Bedeutung sei daher die Wahl einer effizienten und zukunftssicheren Lösungsvariante.
Das grundsätzliche Problem beim Ausbau der Kommunikations-Zugangsnetze besteht darin, dass abgesehen von der Versorgung von Einzelprojekten wegen der hohen Verlegekosten aus ökonomischen Gründen immer Gebiete und Bereiche ausgebaut werden müssen. Hinzu kommt, dass die einzelnen Anschlüsse in der Regel erst im Laufe der Zeit nachgefragt und aktiviert werden. Eine jetzt durchgeführte technische und ökonomische Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass aus der Sicht des Netzbetreibers eine Architektur über ein passives optisches Netz (PON) mit optischen Leistungskopplern von Vorteil ist. „Diese Variante ist kosteneffizient und bietet die nötige Flexibilität auf dem weg zu einem zukünftigen optischen Zugangsnetz“, unterstrich Geilhardt.