Der Personalnotstand in der Pflege hat eine neue
Dimension erreicht. Nach Recherchen von „Hallo Niedersachsen“ im NDR
Fernsehen liegt die Zahl der Bewerbungen von examinierten
Pflegefachkräften in der Gesundheits- und Krankenpflege in diesem
Jahr auf einem dramatischen Tiefstand. Wie die Bundesagentur für
Arbeit mitteilte, standen aktuell im Juni 2019 den insgesamt 965 in
Niedersachsen gemeldeten offenen Stellen nur 315 einschlägig Arbeit
suchende Bewerberinnen und Bewerber gegenüber.
Sonja Kazma, Pressesprecherin der Bundesagentur für Arbeit in
Hannover, sagte „Hallo Niedersachsen“: „Wir bräuchten tatsächlich
zehnmal so viele Bewerber wie aktuell vorhanden sind. In der
Arbeitsvermittlung gehen wir erfahrungsgemäß davon aus, dass man
rechnerisch mindestens drei Bewerber oder Bewerberinnen pro Stelle
braucht, um sie passend besetzen zu können. Demnach müssten es hier
gut 3000 Bewerber sein, es sind aber nur 315.“
Damit bewegt sich die Zahl der Bewerber im ersten Halbjahr 2019
auf dem niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren – mindestens. Die
Erhebungen der Arbeitsvermittlerinnen und -vermittler reichen nur bis
2007 zurück. Damals kamen auf nur 417 offene Stellen immerhin noch
975 Bewerber. Das Verhältnis von Stellen und Bewerbern hat sich damit
grundlegend verändert. Dieser Mangel an examinierten Fachkräften hat
dramatische Folgen: Viele Krankenhäuser können inzwischen einzelne
Betten nicht mehr belegen oder schließen sogar ganze Stationen. Davon
ist inzwischen jedes dritte Krankenhaus in Niedersachsen betroffen.
Das ergab eine aktuelle repräsentative Umfrage der niedersächsischen
Krankenhausgesellschaft für das erste Quartal 2019. Danach mussten im
ersten Quartal dieses Jahres 34 Prozent der Kliniken Betten auf
Intensivstationen sperren und Patienten abweisen. Das ist jedes
dritte Krankenhaus.
Für die Bereiche Geriatrie, Kardiologie und Unfallchirurgie
meldeten rund zehn Prozent der Häuser Bettensperrungen und
Stationsschließungen, erfuhr „Hallo Niedersachsen“ auf Anfrage. „Die
Kliniken kommen deutlich an ihre Grenzen. Und für die Patientinnen
und Patienten bedeutet das, dass sie mit weiteren Wegen rechnen
müssen“, sagte Marten Bielefeld, stellvertretender Geschäftsführer
der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft.
Seit Januar gelten bundesweit gesetzliche Vorgaben für die Anzahl
an Fachkräften in der Geriatrie, in der Kardiologie, auf
Intensivstationen und in der Unfallchirurgie. Die Krankenhäuser
finden aber nicht genug Personal, diese Untergrenzen einzuhalten.
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