Politikwissenschaftler Jochen Hippler: Bundeswehr zu neuer Kriegsform „Counter-Insurgency-Strategie“ in Afghanistan nicht berechtigt

Berlin, 21. Juli 2010 – Der Politikwissenschaftler Jochen Hippler sieht die so genannte Counter-Insurgency-Strategie, eine neue Form der Kriegsführung in Afghanistan, für die deutsche Bundeswehr kritisch. Die Strategie sei grundsätzlich „ein militärisch-ziviles Vorgehen zur Bekämpfung von Aufständischen“. Somit sei „Counter-Insurgency nicht im Mandat der Bundeswehr enthalten. Die Bundeswehr ist nicht entsandt worden, um einen Aufstand niederzuschlagen, sondern um die afghanische Regierung zu unterstützen und den Wiederaufbau abzusichern“, sagte der 55-Jährige dem Freitag.

Die Debatte um militärische Strategien in Deutschland erscheint Hippler allgemein zu stark vereinfacht: „Man neigt hier zu gedanklichen Abkürzungen.“ Aus diesem Grund sei eine „akademische, unabhängige, kritische Analyse von Militärpolitik und Militärstrategien“ notwendig. Die deutsche Friedensforschung habe bisher eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den militärischen Ereignissen im Irak und in Afghanistan zu sehr vernachlässigt.

Jochen Hippler (55) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) der Universität Duisburg-Essen. Dieses Jahr wird sein Buch „Menschenzerstörung – Eine Einführung in die politische Gewalt“ herauskommen. 2008 erschien „Das gefährlichste Land der Welt? – Pakistan zwischen Militärherrschaft, Extremismus und Demokratie“ (KiWi).