Ethikverband der Deutschen Wirtschaft e.V. / Pressemitteilung des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft e.V. zur Personalpolitik von Herrn Dr. Cromme und zum Wechsel von Herrn Hiesinger zu Thyssen Krupp verarbeitet und übermittelt durch Hugin. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.
Die Deutschland AG lässt grüßen
Herr Dr. Cromme gilt als Mann mit hohen moralischen Prinzipien. Er ist
ebenfalls der Vater des Deutschen Corporate Governance Kodex. Legt man diesen
Kodex (Version vom 18. Juni 2009) der jetzigen Personalpolitik von Herrn Dr.
Cromme zu Grunde, dann sollten einige Fragen erlaubt sein.
Im Deutschen Corporate Governance Kodex heißt es:
„3.8 Vorstand und Aufsichtsrat beachten die Regeln ordnungsgemäßer
Unternehmensführung. Bei unternehmerischen Entscheidungen liegt keine
Pflichtverletzung vor, wenn das Mitglied von Vorstand oder Aufsichtsrat
vernünftigerweise annehmen durfte, auf der Grundlage angemessener Information
zum Wohle der Gesellschaft zu handeln (Business Judgement Rule).“
Die Aussage, dass Herr Hiesinger eher keine Chance auf den Vorstandsvorsitz bei
Siemens gehabt hätte, und deshalb wechselt, hat zwei Aspekte. Zum Einen traut
man Herrn Hiesinger einen solchen Posten zu (das spricht für seine Exzellenz)
zum anderen wird mit der Zukunft spekuliert, die niemand kennen kann.
Das Wohl von Thyssen Krupp ist in diese Sache automatisch ein Schaden von
Siemens. Herr Hiesinger gilt als exzellenter Manager, der nun Siemens fehlen
wird. Dr. Cromme hat sich hier wohl einem Nullsummenspiel verpflichtet gefühlt.
Weiter heißt es im Kodex:
„4.3.2 Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter dürfen im Zusammenhang mit ihrer
Tätigkeit weder für sich noch für andere Personen von Dritten Zuwendungen oder
sonstige Vorteile fordern oder annehmen oder Dritten ungerechtfertigte Vorteile
gewähren.“
Herr Dr. Cromme hat Thyssen Krupp durch sein Doppelmandat einen besonderen
Vorteil zum Schaden von Siemens gewährt. Gilt der Kodex hier nicht auch für
Aufsichtsräte?
An anderer Stelle des Kodex steht:
„4.3.3 Die Vorstandsmitglieder sind dem Unternehmensinteresse verpflichtet. Kein
Mitglied des Vorstands darf bei seinen Entscheidungen persönliche Interessen
verfolgen und Geschäftschancen, die dem Unternehmen zustehen, für sich nutzen.“
Ich frage mich auch hier, ob das für Aufsichtsräte nicht gilt.
Im Artikel 5.4.2 des Kodex steht:
“ Aufsichtsratsmitglieder sollen keine Organfunktion oder Beratungsaufgaben bei
wesentlichen Wettbewerbern des Unternehmens ausüben.“
Dr. Cromme berät in seiner Funktion Siemens und Thyssen Krupp gleichzeitig.
Dagegen ist nur dann nichts einzuwenden, wenn er die Interessen der beiden
Konzerne nicht gegeneinander ausspielt.
Der Artikel 5.5.1 des Kodex besagt:
„Jedes Mitglied des Aufsichtsrats ist dem Unternehmensinteresse verpflichtet.“
Dr. Cromme hat die Interessen von Siemens und die Interessen von Thyssen Krupp
kollidieren lassen. Nur durch weitere Personalentscheidungen wurden die
Interessenkonflikte gemildert.
Artikel 5.5.2 des Kodex fordert auf:
„Jedes Aufsichtsratsmitglied soll Interessenkonflikte, insbesondere solche, die
auf Grund einer Beratung oder Organfunktion bei Kunden, Lieferanten,
Kreditgebern oder sonstigen Geschäftspartnern entstehen können, dem Aufsichtsrat
gegenüber offen legen.“
Herr Dr. Cromme hat die möglichen Nachfolger für Herrn Schulze aus dem Hause
Thyssen Krupp sicher deutlich vor den Kopf gestoßen. Dies sollte auch den
Aufsichtsrat von Thyssen Krupp interessieren.
Schließlich besagt der Artikel 5.5.3 des Kodex:
„Der Aufsichtsrat soll in seinem Bericht an die Hauptversammlung über
aufgetretene Interessenkonflikte und deren Behandlung informieren. Wesentliche
und nicht nur vorübergehende Interessenkonflikte in der Person eines
Aufsichtsratsmitglieds sollen zur Beendigung des Mandats führen.“
Auf den nächsten Bericht an die Hauptversammlung von Siemens dürfen wir alle
sehr gespannt sein.
Ulf D. Posé
Ulf D. Posé
(Präsident)
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